Beim Frühstück

Sitz' gemütlich ich beim Frühstück
so vor meiner Tasse Tee
ist mein Blutdruck noch in Ordnung 
bis ich in die Zeitung seh':

Wieder einmal geht's ums Ganze
Umwelt, Zukunft, 's Kapital 
um Lohnnebenkostensenkung 
und die Arbeitslosenzahl 

Auf der Tittel-Seite: "KRRIIEESE!" 
Nummer zwo: "Rette die Welt! 
's drohen große Katastrophen 
zahle Ablass, gib dein Geld!" 

"Dein Erspartes ist heut' richtig 
wichtig für die Konjunktur! 
Lohnerhöhung? Bist du irre 
willst du Sozialismus pur?" 

"Schulden? Feigling! Schaffe Umsatz 
wer nicht kauft, hat nicht gelebt 
Schluss mit lustig ist erst wenn man 
in der Zinsenfalle klebt!" 
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"Wer das Tempo hier nicht mitgeht 
wird am Straßenrand entsorgt 
denk daran, die Rente ist von 
deinen Enkeln nur geborgt!" 

"Für Versager, Alte, Kranke 
keinen müden Euro mehr 
jeder sehe, wie er klarkommt 
so ist Zukunft, bitte sehr!" 

"Für den Frieden schicken wir dann 
mit dem eingesparten Geld 
unsre Bundeswehrsoldaten 
in die große weite Welt!" 

Ganz verdattert les' ich weiter
mit 'nem Puls von huntertacht-
zig und raff' nicht diesen Blödsinn
und da kommt mir der Verdacht:

Mensch, na klar! Auf meine Kosten
geht's mit List, Betrug, Verrat
um das alte Oben - Unten 
und die ganze Macht im Staat!

Juli 2005: Der eigentliche Zweck der neoliberalen „Reformen“, fette Profite für die "Global Player", wurde erreicht. Mit den durchaus einkalkulierten Folgen: Nachlassen der Binnennachfrage, Massenarmut und wachsende soziale Unsicherheit und Ungerechtigkeit. Die deutschen Konzerne platzen vor Konkurrenzfähigkeit und Exportüberschüssen (lesen Sie die Wirtschaftsseite!). Unsere Kassen sind leer, weil sie sie geplündert haben! Die Wirtschaftskrise findet nur bei den Arbeitern, Angestellten, Arbeitslosen, Rentnern, Kindern und Kranken statt. Womit dann schon der Vorwand für die nächste Runde im globalen Sozialdumping-Marathon geschaffen ist. Und man wird ihnen wieder glauben!

Nachtrag 2007: Inzwischen hat sich die Konjunktur von den "Reformen" erholt, dank der Auslandsnachfrage und weil sich die Kapitalflucht in die Billiglohnparadiese des ehemaligen Ostblocks (Siehe EU-Osterweiterung) totgelaufen hat. Nun heißt es, das sei ein Erfolg von "Hartz IV" gewesen! Welch zynischer Schwachsinn: Die armen Schlucker sollen die Konjunktur gerettet haben - bis zum nächsten Abschwung - und was dann?!

Nachtrag 2009: Jetzt rächt sich die schwache Binnennachfrage! Die Riesenprofite von gestern konnten nicht mehr gewinnbringend reinvestiert werden und wurden in riskanten Kreditgeschäften in den USA verzockt. Die im Inland nicht absetzbaren Produkte können auch in den USA und auch "auf Pump" nicht mehr losgeschlagen werden. Nun ist die Krise da, zunächst einmal bei den Banken und Reichen. Umso lauter ist das Jammern: Irrsinnige Mengen Geld der Steuerzahler werden "dringend" zur "Absicherung" der Profite von gestern "benötigt". Mit den durchaus einkalkulierten Folgen: Nachlassen der Binnennachfrage, Massenarmut und wachsende soziale Unsicherheit und Ungerechtigkeit...Und alles geht wieder von vorne los!