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Deutscher Wahlkrampf, 2005


Die "Reformen" war'n "gescheitert",
Rürup, Hartz, das Jammertal
ganz umsonst und nicht erheitert
muss das Volk erneut zur Wahl.
alt.: Sitz gemütlich ich beim Frühstück
       so vor meiner Tasse Tee,
       ist mein Blutdruck noch in Ordnung
       bis ich in die Zeitungs seh':

Wieder einmal gehts ums Ganze,
Umwelt, Zukunft, 's Kapital,
um Lohnnebenkostensenkung
und die Arbeitslosenzahl.

Aus der Glotze schallt es "Krrriiiese!"
"Hoch die Armut!" tittelt BILD,
alt.: Auf den Tittelseiten: 'KRRIIESE!'
       Nummer zwo: 'Rettet die Welt!'
"'s drohen große Katastrophen,
zahle Ablass, gib dein Geld!"

"Dein Erspartes ist heut' richtig
wichtig für die Konjunktur
Lohnerhöhung? Bist du irre?
Willst du Sozialismus pur?"

"Schulden? Feigling! Mach jetzt Umsatz
wer nicht kauft, hat nicht gelebt,
Schluss mit lustig ist erst wenn man
in der Zinsenfalle klebt,
in der Zinsenfalle klebt!"
______________________________

"Wer das Tempo hier nicht mitgeht,
wird am Straßenrand entsorgt,
denk daran, die Rente ist von
deinen Enkeln nur geborgt!"

"Den Versagern, Alten, Kranken
keinen müden Euro mehr,
jeder sehe, wie er klarkommt,
so ist Zukunft, bitte sehr!"

"Für den Frieden schicken wir dann
mit dem eingesparten Geld
unsre Waffen und Soldaten
in die große weite Welt!"

Ganz verdattert steht der arme
Mann der Arbeit, aufgewacht,
vor der plötzlichen Bescherung,
die ihm dieser Wahlkrampf macht.
alt.: Ganz verdattert les' ich weiter
       mit 'nem Puls von huntertacht-
       zig und raff' nicht diesen Blödsinn
       doch da kommt mir ein Verdacht.

Und er ahnt: Auf seine Kosten
alt.: Und mir schwant: Auf meine Kosten
gehts mit List, Betrug, Verrat
um das alte Oben - Unten
und die ganze Macht im Staat,
um die ganze Macht im Staat!

Leo Kowald, 8.8.2005

 


*) Juli 2005: Von "gescheitert" kann eigentlich keine Rede sein. Der eigentliche Zweck der neoliberalen „Reformen“, fette Profite für die "Global Player", wurde erreicht. Mit den durchaus einkalkulierten Folgen: Nachlassen der Binnennachfrage, Massenarmut und wachsende soziale Unsicherheit und Ungerechtigkeit. Die deutschen Konzerne platzen vor Konkurrenzfähigkeit und Exportüberschüssen (lesen Sie die Wirtschaftsseite!). Unsere Kassen sind leer, weil sie sie geplündert haben! Die Wirtschaftskrise findet nur bei den Arbeitern, Angestellten, Arbeitslosen, Rentnern, Kindern und Kranken statt. Womit dann schon der Vorwand für die nächste Runde im globalen Sozialdumping-Marathon geschaffen ist. Und man wird ihnen wieder glauben!

Nachtrag 2007: Inzwischen hat sich die Konjunktur von den "Reformen" erholt, dank der Auslandsnachfrage und weil sich die Kapitalflucht in die Billiglohnparadiese des ehemaligen Ostblocks (Siehe EU-Osterweiterung) totgelaufen hat. Nun heißt es, das sei ein Erfolg von "Hartz IV" gewesen! Welch zynischer Schwachsinn: Die armen Schlucker sollen die Konjunktur gerettet haben - bis zum nächsten Abschwung - und was dann?!

Nachtrag 2009: Jetzt rächt sich die schwache Binnennachfrage! Die Riesenprofite von gestern konnten nicht mehr gewinnbringend reinvestiert werden und wurden in riskanten Kreditgeschäften in den USA verzockt. Die im Inland nicht absetzbaren Produkte können auch in den USA und auch "auf Pump" nicht mehr losgeschlagen werden. Nun ist die Krise da, zunächst einmal bei den Banken und Reichen. Umso lauter ist das Jammern: Irrsinnige Mengen Geld der Steuerzahler werden "dringend" zur "Absicherung" der Profite von gestern "benötigt". Mit den durchaus einkalkulierten Folgen: Nachlassen der Binnennachfrage, Massenarmut und wachsende soziale Unsicherheit und Ungerechtigkeit...Und alles geht wieder von vorne los!