(Seitennummerierung wie im Taschenbuch)
2014
Absängerei & Brassenserie
Leo Kowald, Gelsenkirchen.
Dieser
Inhalt ist unter eine Creative
Commons-Lizenz gestellt.
Nichtkommerzielle Wiedergabe in
humanistischem Kontext erwünscht!
In der Reihe "Leos
unverfrorene Abgesänge"
der
ABSÄNGEREI
& BRASSENSERIE leo.kowald.org
sind
2014 bei Amazon
als Taschenbuch
erschienen:
Band 1: Leo
Kowald - Zieht euch warm an!
Worte wider
die heraufziehende Kälte
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(40 Seiten Farbdruck, 7.- €)
- MP3-Hörproben
Band
2: Leobald Loewe -
Brassens chanté en allemand
36 Chansons
von Georges Brassens und Anderen auf deutsch
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(40 Seiten Farbdruck, 7.- €)
- MP3-Hörproben
Im Chanson kommen Musik und Poesie zusammen, die Worte fügen den Klängen einen "Film" (Kopfkino) hinzu, ohne dessen Verständnis ein Chanson nicht erfasst und genossen werden kann. Ziel meiner Arbeit ist es, einige der schönsten Chansons von Georges Brassens und Anderen auf deutsch singbar (und damit diesen Genuss einem deutschsprachigen Publikum überhaupt erst zugänglich) zu machen - und zwar in bühnenreifer musikalischer Qualität. Dabei ist es durchaus nicht meine Absicht, im literarischen Sinne originalgetreue (geschweige denn autorisierte) Übersetzungen abzuliefern. Es handelt sich hier vielmehr um deutsche Liedertexte, die sich nur so nah wie möglich am Original orientieren.
Gute und wortgetreue "Übersetzungen" von Gedichten und Liedern kann es eigentlich nicht geben. Neben dem Sinn und Hintersinn sind Metrik, Prosodie (Sprachmelodie und -rhythmus), Reime und Wortspiele von Bedeutung. Bei einer Übersetzung gehen z.B. alle "jeux de mots", die mit Doppelbedeutungen und Assoziationen spielen und die in der französischen Lyrik und gerade in Brassens’ Liedern eine große Rolle spielen, zwangsläufig verloren. Übertragung bedeutet immer auch Transport in eine andere Kultur mit anderen Metaphern und literarischen und historischen Bezügen. Oft gibt es keine äquivalenten Begriffe und die Sprachen klingen verschieden.
Wenn man ein Gedicht mit einem Gemälde vergleicht und die nicht-übersetzbaren Komponenten mit den Farben gleichsetzt, so liefert eine Übersetzung bestenfalls eine scharfe Schwarz-Weiß-Kopie. Erst wenn man zum Pinsel und zur Farbpalette der Zielsprache greift, kann man daraus wieder ein farbiges Bild machen, d.h. den Text zum Leuchten bringen. Besonders wenn man auch noch musikalischen Ansprüchen genügen will, reichen literarische Übersetzungsmethoden nicht mehr aus; es müssen nicht-übertragbare Bestandteile schöpferisch und mutig durch eigene Elemente ersetzt oder ergänzt werden. In der Werbung wird diese Form der Adaption auch Transkreation genannt. Man muss also selbst zum Liedermacher werden und von seiner Kreativität Gebrauch machen. Je näher man sich ans Original zu halten versucht, um so schwieriger wird es, geeignete Lösungen zu finden. Darum kann eine gute Lied-Übertragung auch nur eine Interpretation und nicht etwa die allein gültige "Übersetzung" sein!
Es gibt kaum Schlimmeres für einen Liedertext als, wegen Reim- oder Bedeutungszwangs, gekünstelte, geschraubte oder fehlbetonte Formulierungen. Das neue Lied braucht auch eine neue, eigene Poesie! Deswegen habe ich mich spätestens gegen Ende der Arbeit - mit dem Originaltext nur noch im Hinterkopf - fast vollständig vom Original gelöst und mich nur noch der inneren Stimmigkeit des Liedes gewidmet - bis man nicht mehr hören kann, dass es sich dabei nur um eine Übersetzung handelt. Ich habe mich dennoch sehr um Originaltreue bemüht in dem Sinne, dass der musikalische Charakter des Liedes und der beim Zuhörer ablaufende "Film" mit seinem Subtext erhalten bleibt. Maxime: Möglichst viel von der Idee, vom Witz und Tenor des Originals zu erhalten und sie nicht mutwillig oder fahrlässig zu verfälschen, zu verwässern oder gar zu "verbessern" (keine Selbstverständlichkeit, wie ich beim Studium manch’ biermannscher "Übersetzung" leider feststellen musste)! Prioritäten: 1.: Film (Bedeutung, Sinn, Witz), 2.: Musik (Rhythmus, Melodie), 3.: Reime
Um mich einem großen Künstler wie Georges Brassens als kleiner Liedermacher nähern zu können, musste ich ihn - mit dem nötigen Respekt - ein wenig zu mir herunter holen von dem Sockel, auf den er von seinen vielen Verehrern in aller Welt (sicher nicht zu Unrecht) gehoben wurde (ich finde nur, man sollte ihn eher lieben als verehren!). Aber ein Podest passt ohnehin nicht zu ihm, nicht zu seiner Schüchternheit auf der Bühne und seiner "feinen Poesie mit einfachen Worten" (Maxime le Forestier). Ich habe erst gar nicht versucht, diese irgendwie zu imitieren, mich jedoch sehr darum bemüht, ihr mit den mir zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und meinem vielleicht zu sachlichen Sprachstil (Verzicht auf blumiges Romantisieren) halbwegs gerecht zu werden:
Seiner genauen, bilderreichen Sprache in zarten bis deftigen, oft der Umgangssprache entnommenen Sätzen, der präzisen Metrik, den perfekt zur Musik passenden Sprachmelodien und -rhythmen mit gelegentlich absichtsvoll eingestreuten "Stolperstellen", seiner doppelbödigen Ironie und seinem scharfen Wortwitz. Und obwohl ich seine Vorliebe für antike und religiöse Zitate nicht so teile, habe ich mich auch um sie bemüht.
24.4.2013 Leobald Loewe
(März 2013, frei nach
"J'ai rendez-vous avec vous" von G. Brassens,
1952)
Wenn
ich dem Sonnen-Gebieter
meine Verehrung verwehr'
und er
sein Licht mir nimmt
stört's mich heut nicht
sehr,
weil ich mich so auf Euch freu!
Das Leuchten, das ich
präferiere,
funkelt aus Eurem Gesicht
und alles andre
ist mir einerlei,
weil ich mich so auf Euch freu!
Und
wenn ich meinem Vermieter
sein Inventar demolier
und er mir
kündigt
nehme ich's heut nicht schwer,
weil ich
mich so auf Euch freu!
Die Bleibe, die ich präferiere,
ist
Euer raschelnder Rock
und alles andre ist mir einerlei,
weil
ich mich so auf Euch freu!
Wenn ich der Frau
Gastronomin
nicht meine Schulden bezahl'
und sie mich
rausschmeißt,
ist es mir heut egal,
weil ich
mich so auf Euch freu!
Der Imbiss, den ich präferiere,
ist
Euer zartes Genick
und alles andre ist mir einerlei,
weil
ich mich so auf Euch freu!
Die Majestät der
Finanzen,
wenn ich nicht tu', was sie möcht
und sie
ihr Geld behält
ihr Gold brauch' ich nicht,
weil
ich mich so auf Euch freu!
Der Reichtum, den ich präferiere,
ist
Euer feuriges Herz
und alles andre ist mir einerlei,
weil
ich mich so auf Euch freu!
Gitarrenbegleitung:
A E A E
A E7 A A+
D E7 Aj7 A
Hm Hm F# F#
F#7 F#7 Hm Hm
F#7 F#7 Hm Hm
F#7 F#7 Hm Hm
E7 E7 A A
(Nov.2007, frei nach "La
mauvaise réputation" von G. Brassens, 1952)
Dieses
Beispiel fein-herben Brassens'schen Humors ist natürlich KEIN
Minderheiten-feindliches Lied. Im Gegenteil!
Im Dorf ist, wenn ich ehrlich bin,
schon mein guter Ruf dahin,
'ch halt den Mund und müh mich sehr,
aber ich gelt als, weiß nicht, wer!
Ach, ich tu doch niemandem was zuleide,
alldieweil ich auf meinem Holzweg bleibe.
Aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein, die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
über mich reden alle schlecht,
außer die Stummen - natürlich nicht!
Am Tag der deutschen Einheit bleib
ich schön im Bett bei meinem Weib,
denn beim Marschkapellenspiel
regt sich in meinem Herz nicht viel.
Ach, ich bin doch nicht schon ein Volksverräter,
nur weil ich nicht mit sing beim "Täteräta".
Aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein, die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
mit Fingern zeigen sie auf mich,
die Amputierten - natürlich nich'!
Ist ein Kartoffeldieb im Pech,
rennt ihm der Landwirt übern Weg,
mischt mein linkes Bein sich ein,
segelt der Arsch in'n Dreck hinein.
Ach, ich greif doch niemandem in die Tasche,
nur weil ich die Spitzbuben laufen lasse.
Aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein, die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
sie alle stürzen sich auf mich,
außer die Krüppel - natürlich nich'!
Muss nicht Jeremias sein
um euch mein Los zu prophezei'n:
Finden sie einen festen Strick,
schlingen sie den um mein Genick.
Ach, ich mach doch niemandem je Probleme,
nur weil ich die Wege nach Rom nicht nehme.
Aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein, die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
alle schaun zu, wenn man mich hängt,
außer die Blinden - wie man sich denkt!
(Dez. 2008, keine
Nachdichtung, Parodie auf "La mauvaise réputation"
von G. Brassens, 1952)
Zuhause im Klapheckenhof
hab ich 'n ziemlich schlechten Ruf,
'ch halt den Mund und müh mich sehr,
aber ich gelt als, weiß nicht, wer!
Ach, ich tu doch niemandem was zu Leide,
alldieweil ich auf meinem Holzweg bleibe,
aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
über mich reden alle schlecht,
außer die Stummen - natürlich nicht!
Spielt der FC Schalke, bleib
ich schön im Bett bei meinem Weib,
kommt von draußen Torgeschrei,
geht mir das glatt am Arsch vorbei!
Ach, ich bin doch nicht schon ein Volksverräter
nur weil ich nicht mitjuble beim Elfmeter,
aber die Leute mögen nicht die,
die andre Spiele spieln als sie,
nein die Leute mögen nicht die,
die andre Spiele spieln als sie,
mit Fingern zeigen sie auf mich,
die Amputierten - natürlich nich'!
Hör ich 'n Altbekannten, der
zieht über Asylanten her,
misch ich mich ein, bin nicht mehr still,
weil ich den Mist nicht hören will!
Ach, ich tret doch niemandem auf die Füße,
nur weil ich den Ärmsten mich nicht verschließe,
aber die Leute mögen es nicht,
wenn man nicht ihre Sprache spricht,
nein, die Leute mögen es nicht,
wenn man nicht ihre Sprache spricht,
Sie alle stürzen sich auf mich,
außer die Krüppel - natürlich nich'!
Muss
kein Zukunftsforscher sein
um euch mein Los zu prophezei'n:
Finden sie einen festen Strick,
schlingen sie den um mein Genick!
Ach, ich mach doch niemandem je Probleme,
nur weil ich die Wege nach Rom nicht nehme,
aber die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
nein, die Leute mögen nicht die,
die andre Wege gehn als sie,
alle schaun zu, wenn man mich hängt,
außer die Blinden - wie man sich denkt!
(Mai 2009, frei nach "Les amoureux des bancs publics" von G. Brassens, 1952)
Skulptur in einem Park in Montreal
Mögen auch die Leute denken,
dass die grünen Bänke
an den Wegen stehn,
um für Schwergewichte
und Geschwächte da zu sein,
liegen sie total verkehrt,
wie die Erfahrung lehrt,
- das können Blinde sehn -
laden sie verliebte
Paare gerne zu sich ein.
Die jungen Paare auf den Bänken
drücken sich, küssen sich, öffentlich,
kümmern sich um das Getuschel nicht
gaffender Passanten,
die jungen Paare auf den Bänken
drücken sich, küssen sich, öffentlich
und sie sagen sich "Ich liebe Dich"
mit so sympathischem Gesicht!
Wiegen sich in ihren Armen,
malen sich in Farben
ihre Zukunft aus:
Himmelblau soll ihre
Schlafzimmertapete sein!
Und sie sehn sich ohne Sorgen
glücklich und geborgen
schon im eig'nen Haus,
lachend fallen ihnen
Namen für die Kinder ein.
Die jungen Paare ...
Kreuzt
da unterwegs die heilige
Familie eilig
an der Bank vorbei,
giftet sie erregt
"Was ist das eine Schweinerei!".
Tief im Innern wünschen doch
Gott-Vater, -Mutter, -Tochter
-Sohn und heil'ger Geist,
dass sie sich mal so
benehmen könnten wie die zwei.
Die jungen Paare ...
Sind die Monate vorbei
der süßen Träumerei,
verblasst in Jahren lang,
wenn ihr Himmel sich mit
dunklen Wolken schwer bedeckt,
merken sie gerührt, dass nur
der Straße Glück sie führte
auf die grüne Bank,
dort, wo sie erfuhren
ihrer Liebe bestes Stück
Die jungen Paare ...
(Mai 2011, frei nach "Le Parapluie" von G. Brassens, 1952)
Ein Lied über Wege, Ziele, Besitz, Liebe, Güte, Glücksmomente und Männerfantasien. Georges möge mir verzeihen, dass ich die Szene von der Landstraße in die Stadt verlege.
Es
goss in Strömen auf die Platten
und sie ging schirmlos auf der "Rü" *,
sie wurde nass, ich aber hatte
'nen ausgeborgten Paraplü.
Ich flog herbei um sie zu retten
und bot beherzt mein Schirmchen an,
sie strich das Nass aus ihrem netten
Gesichtchen und sie sagte: "Gern!".
Für ein Regenschirm-Stück
'n bisschen himmlisches Glück,
wie ein Engel sah sie für mich aus,
'n bisschen himmlisches Glück
für ein Regenschirm-Stück,
das war kein schlechter Tausch
für mich!
Auf unserm Weg hörten wir beide
die Regentropfen trommeln sacht,
auf meinem Schirm klang ihre Weise
so schön, wie's nur der Himmel macht.
Ich wünschte mir still für Momente,
dass eine Sintflut niedergeht,
damit ich sie beschirmen könnte
noch vierzig Tage, früh bis spät.
Für ein Regenschirm-Stück...
's ist leider so mit allen Wegen,
sie führen irgendwann wo hin,
so stieß auch diese Straße gegen
den harten Rand der Fantasien.
Sie musste mich folglich verlassen
nach einem großen "Dankeschön!",
ich sah sie froh in mein Vergessen
bald immer kleiner werdend, gehn.
Für ein Regenschirm-Stück...
___________________________________
*)
Die "Rüttenscheider Straße" in Essen
oder,
wer möchte, die Düsseldorfer "Kö".
Man erlebt mit
Brassens' tiefer Poesie immer wieder Überraschungen. Unvermutet
findet man neue Nuancen und aktuelle Bezüge, so auch in diesem
Lied: Der REGEN als Bankenkrise, der PARAPLÜ als Rettungsschirm,
die Gerettete, die wie ein Engel erscheint, im Rollentausch als
Retterin ANGELA. Sparengel Angela, wild entschlossen, mit immer neuen
und größeren Rettungsschirmen aus "geborgten"
und der Bevölkerung aufgebürgten Abermilliarden, den
Krisen-Sintfluten trotzend, das Kapital zu retten.
"Rettet den Kapitalismus, enteignet die Proleten!",
das stand im Juni 2007 groß an einer Hauswand in Rostock
während des G8-Gipfels in Heiligendamm. Heute ist der Spruch in
Griechenland bittere Realität geworden. Morgen in Spanien,
Italien und Frankreich und - da können wir Gift drauf nehmen -
übermorgen auch bei uns. Spätestens dann nämlich, wenn
die Bürgschaften ausbezahlt werden müssen! Aber es gibt
Hoffnung: In Brassens' Lied scheitert der hinterlistige "Retter"
am "harten Rand der Fantasien" und gibt auf: Die Gerettete
entkommt unbeschädigt.
( Okt.2007, frei nach "La
mauvaise herbe" von G. Brassens, 1954)
Intro:
Anfangsmelodie der Marseillaise
Wenn mich der Tag des
Ruhmes weckt,
wo all' die Andern sind verreckt,
steh' ich
allein mit meiner Schand',
dass ich den Heldentod nicht
fand.
Ich bin ein wildes Kraut,
brave Leut', brave
Leut',
bin das, was man nicht wiederkäut
und nicht zu
Garben bindet.
Der Tod mähte die Andern,
brave Leut',
brave Leut',
dass er mich übersehn
hat, ist
verwerflich aber schön.
|: La la la la la la la la
:|
|: Himmel, warum stört's Euch denn so,
wenn
ich ein bisschen lebe froh! :|
Die herzensgute
Straßenmaid,
verleiht mir bei Gelegenheit
heimlichste
Spitzen ihrer Haut,
die sie sonst keinem anvertraut!
Ich
bin ein wildes Kraut,
brave Leut', brave Leut',
bin das,
was man nicht wiederkäut
und nicht zu Sträußen
bindet,
Die Andern müssen zahlen,
brave Leut' brave
Leut',
dass sie sich mir so hin-
gibt, ist verwerflich aber
schön.
|: La la la la la la la la :|
|: Himmel, warum
stört's Euch denn so,
wenn sie mich liebt nur
einfach so? :|
Der
Mensch, so sagt man, lebe brav
in seiner Herde wie ein Schaf,
da
möcht' ich lieber ganz allein
nicht auf dem rechten Wege
sein!
Ich bin ein wildes Kraut,
brave Leut', brave
Leut',
bin das, was man nicht wiederkäut
und nicht zu
Kränzen bindet.
Ich bin ein wildes Kraut
brave Leut',
brave Leut',
gedeih' in Libertät
auf Wegen, die man
selten geht.
|: La la la la la la la la :|
|: Himmel,
warum stört's Euch denn so,
wenn ich ein bisschen
lebe froh? :|
(Juli 2007, frei nach
"Chanson pour l'Auvergnat" von G. Brassens,
1954)
Dieses
Lied, es ist für dich,
Händler, der du
bereitwillig
vier Scheite Holz gegeben hast,
als mich einst
die Kälte erfasst'.
Du warst es, der mir Wärme
gab,
als der Betuchte sich knaus'rig gab,
alle, die's
wohlmeinen, schlugen im Nu
die Tür vor der Nase mir
zu.
Das bisschen Holz in kalter Zeit
wärmte den
Leib ein wenig, doch
in meiner Seele brennt es noch
wie ein
Feuer aus purer Freud!
Händler, wenn dir die Stunde
schlägt,
wenn dich der Tod nach oben trägt,
führe
er dich - zum Himmel gleich
ins ewige Reich
Dieses
Lied, es ist für dich,
Wirtin, die du bereitwillig
vier
Scheiben Brot gegeben hast,
als mich einst der Hunger
erfasst'.
Du warst es, die mir zu Essen gab,
als der Satte
sich knaus'rig gab,
alle, die's wohlmeinen, fanden es
schön,
mich am Hungertuch nagen zu seh'n.
Das
Bisschen Brot in kalter Zeit
wärmte den Leib ein wenig,
doch
in meiner Seele schmeckt es noch
wie ein Festmahl aus
purer Freud!
Wirtin, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn
dich der Tod nach oben trägt,
führe er dich - zum
Himmel gleich
ins ewige Reich
Dieses Lied, es ist für
dich,
Ausländer, der du bereitwillig
freundlich mir
zugelächelt hast,
als mich die Gendarmen gefasst.
Du
hieltest dich vom Jubel fern,
als die besseren Damen und
Herr'n,
alle die's wohlmeinen, lachten nur
wie man ins
Gefängnis mich fuhr.
Das bisschen Trost aus
Freundlichkeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
in
meiner Seele strahlt es noch
wie ein Sonnenlicht aus purer
Freud!
Ausländer, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn
dich der Tod nach oben trägt,
führe er dich - zum
Himmel schnell
zum père éternel!
Dieses
berühmteste Lied von Brassens hat als Vorbild offenbar das
biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
In
Frankreich gelten die "Auvergnat"s, die Bewohner der Region
"Auvergne" im Zentralmassiv, als einfache, rustikale und
eher geizige Menschen, ähnlich wie die Samariter im antiken
Palästina. Im Neunzehnten und Anfang des Zwanzigsten
Jahrhunderts unterhielten in Paris viele Landflüchtlinge aus der
Auvergne kleine Wein-, Holz- und Kohlenläden, weswegen dort bald
alle kleinen Brennstoffhändler "an der Ecke"
"Auvergnat" genannt wurden. Das Wort "Auvergnat"
wurde gar zum Schimpfwort für "unzivilisierte"
Zuwanderer aus der Provinz, auf die der feine Pariser von oben herab
schaut. Um diesen Aspekt deutlicher herauszustellen und die
Intentionen Brassens' für deutsche Ohren verständlicher zu
machen, heißt meine Nachdichtung nach der dritten Strophe "Lied
für den Ausländer" (Das Wort "étranger"
wird in der französischen Umgangssprache in den meisten Fällen
eher in seiner Bedeutung "Ausländer" denn als
"Fremder" gebraucht).
Zu "Reiche", "Satte"
und "bessere Damen und Herrn": "le croquant" (der
Knabbernde, auch der Bauernlümmel) leitet sich ab von "croquer"
= knuspern, zerbeißen, verschwenden. Die "croquants"
bei Brassens sind nicht einfach "Bauernlümmel",
sondern eher reiche Bauern, die ihren Reichtum unlauter erworben
haben wie z.B. jene, die sich bei Hamsterverkäufen Ende des 2.
Weltkriegs eine goldenen Nase mit der Not der Anderen verdient
hatten, worauf Brassens hier offenbar anspielt. Nur so macht die
Zeile m.E. "les croquantes et les croquants" ("die
Verschwenderinnen und die Verschwender" mit Anspielung auf die
"Bauern") überhaupt Sinn. Der Protagonist dieses
Liedes, ein Bettler, bedankt sich bei denen, die normalerweise selbst
nichts zu verschenken haben wie der
(Kohlen-)Händler/Auvergnat/Samariter, die Wirtin und der
Ausländer, aber über ihren Schatten springen, während
die "Wohlmeinenden", die im Überfluss haben, ihn im
Regen stehen lassen.
(Juli 2007, frei nach "Une jolie fleur" von G. Brassens, 1954)
Mit
"vache" wird in der französischen Umgangssprache
eine
raffinierte und falsche, bösartige Frau bezeichnet.
Die
deutsche "Kuh", steht da eher für Einfältigkeit.
Nie auf der
Welt können Liebhaber sein
so blind wie ich mich neulich hab'
benommen,
mir fielen beinah die Augen hinein,
als ihrem
Mieder sie zu nah gekommen.
Bildhübsches Blümchen
mit rosa Kuhhaut,
als schöne Blume geschminktes Biest,
das
dich verführt und genüsslich zuschaut,
wie du im
Herzen zugrunde gehst!
Hat sie der Himmel mit Reizen
bestückt!
Mich traf der Blitz, mein Herz fing an zu
brennen,
sie hat so viele, ich hab' nicht geblickt,
nicht
mehr gewusst, wohin mit meinen Sinnen...
Bildhübsches
Blümchen...
Ich hatte hinter dem hübschen
Gesicht
kaum einen Löffel voll Verstand gefunden,
doch
für die Liebe verlangen wir nicht
nach einem Mädel,
das den Schuss erfunden.
Bildhübsches
Blümchen...
Dann eines Tags hat sie's Weite
gesucht,
ließ mich mit schwerem Seelenschaden fallen,
ich
hab' Johanniskrautpillen geschluckt,
die halfen auch nicht gegen
meine Qualen.
Bildhübsches Blümchen...
Erst
war ich unheimlich sauer, die Wut
ist nun verpufft, mein Herz
hat ihr vergeben,
dass sie es brach und ertränkte in
Blut,
damit ich's keiner Andern mehr kann geben
Bildhübsches
Blümchen...
(15. April 2008, Parodie
auf "Une jolie fleur")
Nie auf der Welt können Linkswähler sein
so blind wie ich Idiot mich hab' benommen,
mir fielen beinah die Augen hinein
als ihrem Mieder sie zu nah gekommen.
Bildhübsches
Merkel mit rosa Kuhhaut,
als schöne Blume
geschminktes Biest,
das dich regiert, wie man's keiner
zutraut,
wobei du langsam zugrunde gehst!
Ich
konnte an ihrer schlichten Gestalt
nie einen Flecken zarter Haut
erblicken,
nur fürs Regieren, da brauchen sie halt
kein
Mädel, das schön nähen kann und stricken.
Bildhübsches Merkel...
Doch neulich hat sie ein Kleid
ausgesucht,
ließ ihre altbewährten Knöpfe
knallen,
als ich sie sah, hab' ich mich fast verschluckt,
sie
hatte mir noch nie so gut gefallen
Bildhübsches
Merkel...
Hat sie der Schöpfer mit Reizen
bestückt!
Mich traf der Blitz, mein Herz fing an zu
brennen,
sie hat so viele, ich hab' nicht geblickt,
nicht
mehr gewusst, wohin mit meinen Stimmen.
Bildhübsches Merkel...
Wegen dem Bush war ich sauer,
die Wut
ist nun verkohlt, ich hab' Hartz ihr vergeben,
auch
find' ich IH-RE-RE-FORMEN so gut,
kann meine Stimme keiner
Andern geben!
Bildhübsches Merkel...
Merkel:
"Den Leo an die Kette"
(15
juin 2012, Parodie sur "Une jolie fleur")
Jamais
Outre-Rhin il n'y eut de votants
de gauche plus nuls que moi
dans tous les âges
mais faut dire que j'ai perdu la
raison
en regardant de trop près son corsage...
Une
jolie Merkel dans une peau d'vache
une chancelière
vachement décolletée
qui nous gouverne et
tellement nous fâche
tant elle nous mèn' par le
bout du nez.
Je n'ai jamais découvert un éclat
de
peau rosée au-dessous de sa figure
mais pour le
gouvernement ils n'ont pas
besoin de filles expertes en
couture.
Une jolie Merkel dans une peau d'vache...
Mais
une soirée elle s'est mieux habillée
en robe du
soir sans ces boutons habituels
quand je l'ai vue, je m'suis
presqu' étouffé
je ne l'avais jamais vue, jamais
vue si belle.
Une jolie Merkel dans une peau
d'vache...
Le ciel l'avait pourvue des mille appâts
qui
vous font prendre feu dès qu'on les aperçoit
ell'
en a tant que dès lors je n'sais pas
je ne sais plus ou
faire aux élections mon choix.
Une jolie Merkel
dans une peau d'vache. ..
Ell' m'a fait dresser les
ch'veux sur la tête
mais j'n'ai plus de rancun' et j'lui
pardonne
de mener toute l'Europe à la baguett'
du
coup, je ne vot'rai plus pour personne.
Une jolie Merkel
dans une peau d'vache
une chancelière vraiment
déguisée
qui vous gouverne et toujours vous
fâche
jusqu'au jour, où elle sera - licenciée!
(Mai 2007, frei nach
"Pauvre Martin" von G. Brassens 1954)
Mit
einem Spaten auf der Schulter
mit einer süßen
Melodei
[ Melodie nur gepfiffen ]
mit einem großen
Mut im Herzen
ging er aufs Feld zur Plackerei.
Armer Martín, arbeite weiter,
grab in die Erde, grab in die Zeit!
Bei jedem Wetter schuften, graben
vom
Morgenrot bis an die Nacht,
vom Morgenrot bis an die Nacht
um
für sein Leben Brot zu haben,
so hat er jeden Tag
verbracht.
Armer Martín, arbeite weiter,
grab in die Erde, grab in die Zeit!
Und ohne je in seinen
Zügen
Ärger zu zeigen oder Neid,
Ärger zu
zeigen oder Neid,
ging er das Land der Andern pflügen,
Morgen
für Morgen, jederzeit.
Armer Martín, arbeite weiter,
grab in die Erde, grab in die Zeit!
Und
als der Tod ihm gab ein Zeichen,
das soll das letzte Tagwerk
sein,
das soll das letzte Tagwerk sein,
grub er sein Grab
um zu verschwinden
selber rasch in die Erde ein.
Armer Martín, arbeite weiter,
grab in die Erde, grab in die Zeit!
Er grub sein Grab um zu
verschwinden
selber rasch in die Erde ein,
selber rasch in
die Erde ein,
und um die Andern nicht zu stören
legte
er wortlos sich hinein.
Armer Martín, ruhe
in Frieden,
schlaf in der Erde, schlaf in der Zeit!
(Okt. 2009, frei nach G.
Brassens, 1942, eines seiner frühesten Gedichte)
Unser
Zeitalter ist ein verdorbenes Zeit-
alter, feige, von Bosheit
zerfressen.
Die Kriegsmörder gehn in die heiligsten
Messen
und sind noch die Größten, beliebt
allerseits.
Der Dichter verneigt sich vor dem, der's
begreift
und scheißt auf die andern.
(Okt.2007, frei nach "Je
m'suis fait tout p'tit" von G. Brassens 1955)
Lüpfte
früher nie meine Mütze für
den oder jenen,
heut'
leck' ich mich schön, wenn sie schellt, um ihr
fügsam
zu dienen.
War ein wilder Loewe, bin nun ein Kätz-
chen
ohne Mähne,
verlor die spitzen Säbel und habe
jetzt
weiche Milchzähne.
Ich werde ganz
klein vor 'ner Puppe, die
die Augen schließt, wenn
man sie wiegt.
Ich werde ganz klein vor 'ner Puppe, die
leise Mamá macht, wann man sie bewegt.
Sie hat mich
gekocht, mich den härtesten
Brocken von allen,
bis ich
ihr ganz weich, zart und heiß vor den
Mund bin
gefallen.
Der ist voll von Milchzähnen, wenn sie singt
und
wenn sie lächelt
und voll spitzen Säbeln, wenn sie
gekränkt
und wütend hechelt.
Ich
werde ganz klein...
Ich erdulde ihre Gebote und
Launen
schon immer,
sie ist eifersüchtig auf jeden und
jede
noch schlimmer.
Fand ein Immergrün, schöner als sie,
an
einer Laterne,
da starb das Immergrün unerwartet
am
Schlag mit dem Schirme.
Ich werde ganz
klein...
Alle Psychologen und Freunde schätz-
ten
ohne Häme,
dass in ihren Armen ich meinen letz-
ten
Rest bekäme.
Ob es nicht so schlimm oder schlimmer ist,
ist
nicht so wichtig,
wohin man sich auch hängt, Hauptsache
ist:
Man hängt sich richtig!
Ich werde
ganz klein...
(Juli 2014, frei nach
"Bonhomme" von Georges Brassens, 1958) (Juni 2008, frei nach "Dans
l'eau de la claire fontaine" von G. Brassens 1962) Je
mehr "Tatorte" mit Kinderschändern, Sexualstraftätern
und Serientriebmördern uns die Freude an der Sexualität
rauben und uns mit der überall um sich greifenden
Videoüberwachung versöhnen wollen, um so lieber singe ich
dieses erotische Lied (Das Objekt der Verführung ist
selbstverständlich schon volljährig!): Botticelli:
Flora (Ausschnitt)
Im glasklaren Wasser der
Quelle
Trotz des kalten Windes Biss
sammelt tief gebeugt die Alte
totes Holz für ihren Mann,
um ihn warm zu halten,
denn der Gute wird schon bald
ganz natürlich sterben.
Traurig geht sie durch den Wald,
wo sie vor geraumen Zeiten
von dem guten Mann geträumt,
von dem Gatten, den sie liebt,
den sie liebt und der wird bald
ganz natürlich sterben.
Totes Reisig klaubt sie auf
mit verkrümmten, klammen Fingern,
nichts und niemand hält sie auf,
kann sie daran hindern,
denn der Gute wird schon bald
ganz natürlich sterben.
Nein, nichts hält die Alte auf,
nicht die unheilvolle Stimme,
die aus ihrer Furcht heraus
spricht: "Bis du nachhause kommst,
ist der gute Gatte schon
ganz allein gestorben".
Noch die dunkle Stimme, die
tief aus ihrer Seele steigend
sie daran erinnert, wie
er sie hat betrogen,
denn der Gute wird schon bald
ganz natürlich sterben.
Im
glasklaren Wasser der Quelle
hat sie gebadet ganz nackt,
da kam eine Windbö
blitzschnelle
und hat sich ihr Kleidchen geschnappt.
In
ihrer Not gab sie mir Zeichen,
ihr Lilien und
Scheurebenblatt
und Orangenblüten zu reichen, *
weil
sie nichts zum Anziehen hat.
Ich hab' ihr aus Rosen ein
Mieder
mit Blütenblättern gefügt,
doch war
die Schöne so zierlich,
da hat eine Rose genügt.
Und
aus einer Ranke vom Wein hab'
ich ihr auch ein Röckchen
gemacht,
doch weil die Schöne so klein war,
da reichte
ein einziges Blatt.
Sie bot ihre Arme und Lippen
wie
um zu danken mir dar,
ich hab' sie so stürmisch
ergriffen,
entblätterte sie ganz und gar.
Ihr
schien dieses Spiel zu gefallen,
denn oft ging die Arglose
hin
zur Quelle - splitternackt baden
und flehte Gott an:
"Schicke Wind,
schick' bitte
Wind!".
__________________________________
*)
Bedeutungen in der "Blumensprache":
Lilie =
Reinheit, Unschuld
Orange = Jungfräulichkeit,
Fruchtbarkeit
Wein = Rausch
Rose = Eros, Verschwiegenheit
Saturn
(Nov.
2007, frei nach "Saturne" von G. Brassens,
1964)
Ein Lied über den Gott der Zeit.
F. de Goya: Saturn
Er ist schweigsam und oft
schlechter Laune,
er ist leitende Gottheit der Zeit,
"Saturn",
welch ein reizender Name
für einen so · drängelnden
Geist.
Er verwaltet verdrossen die Phasen
seiner
Monde und ödet's ihn an,
dann piesackt aus Jux er die
Rosen,
die Zeit schlägt Zeit · tot wie sie kann.
Er
treibt mit uns auf unsere Kosten
seinen Scherz, meine Schöne,
dies Jahr
streut er eine schimmernde Prise
aus feinem Salz
· über Dein Haar.
Gar nicht übel, die
Blumen des Herbstes,
ich hab' all' unsre Dichter befragt,
und
ich schau Dich an und beteure,
dass keiner die ·
Unwahrheit sagt.
Komm doch noch einmal, Du meine
Liebste,
komm mit mir in den Garten hinaus,
entblättern
wir die Margerite
des Sommers an · Sankt Nikolaus.
Ich
kenn' all' Deine Reize auswendig,
und wie könnt' ich sie
jemals im Traum
vergessen, da müsste Saturn sich
daraus
Türme aus Sanduhren bau'n,
und das niedliche Püppchen
[\die kleine Pisseuse]da kann sich
auch gern
wieder anzieh'n und geh'n!
Brassens schrieb dieses Lied mit über vierzig Jahren für seine fast zehn Jahre ältere Lebensgefährtin Joha Heymann, die er liebevoll "Pupchen" ("Püppchen" ausgesprochen) nannte. Das "niedliche Püppchen" in dieser Fassung heißt im Original "petite pisseuse" und meint ein offenbar halbnacktes "junges Ding".
(Oktober
2009, frei nach "Les copains d'abord" von G.
Brassens, 1964)
Nein, auf dem Boot war halb so groß
die
Not wie auf Medusas Floß,
wie man beim Kaispelunkenwirt
so
im Dunkeln hört,
es schwamm gemütlich kreuz und
quer
im großen Ententeich umher
und nannte sich: „Die
Freunde vor,
Freunde, die gehn vor!“
[ Der
Spruch „Sie schwankt, doch geht nicht unter"
der traf haargenau den Punkt, der
alten
Hafen-Spökenkiekern
[/Unkenrufern] garnicht
gefiel,
der Kapitän und seine Leut'
warn
keine hundsgemeine Meut',
ein jeder auf die Andern
schwor:
„Freunde, die gehn vor!“ ]
Das
war kein Club der feinen Pinkel
aus Moritz und
Reit-im-Winkl
aber auch kein Sündenpfuhl,
auch kein
Sündenpfuhl,
Goethes und Schillers Sprechmaniern,
mit
denen konnt’ sich keiner ziern,
sie grölten gern und
laut im Chor:
„Freunde, die gehn vor!“
[
Sie schauten nicht wie Engel aus,
noch kannten sich mit
Bibeln aus,
doch liebten sie’s, wenn sich der
Wind
im Segel verfing!
„Hans-Peter,
Paul und Compagnie“
war ihre Bord-Theologie,
ihr Credo und Confiteor:
„Freunde, die gehn vor!“
]
Die Freundschaft übernahm die Wacht
in mancher
heißumkämpften Nacht,
sie war der Kompass, der sie
wies,
die Richtung sie wies,
und war'n sie echt einmal im
Stress
und brauchten Hilfe, S.O.S.,
dann flaggten sie in
Semaphorn:
„Freunde, die gehn vor!“
[ Zum
Rendezvous im Freundeskrei-
se kamen alle gern herbei
und fehlte einer mal an Bord,
dann war er schon tot!
Er hinterließ ein Loch im Meer,
das schließt
sich über ihm nie mehr,
in hundert Jahren fehlt er
noch,
fehlt er immer noch! ]
Ich fuhr nie
wieder auf 'nem Boot,
das so gut Kurs gehalten hat
und
solche Stürme überstand,
Stürme überstand,
es
schwamm gemütlich kreuz und quer
im großen Ententeich
umher
und nannte sich: „Die Freunde vor,
Freunde, die
gehn vor!“
1816
hatte England die westafrikanische Kolonie Senegal an Frankreich
zurückgegeben. Deshalb schickte die französische Regierung
vier Fregatten mit Infanteristen, Verwaltungsbeamten und Forschern
zur Absicherung ihrer Kolonie nach Afrika. Zu diesem Konvoi gehörte
auch die "Méduse".
Nachdem das Schiff auf
Grund gelaufen und ein Freikommen unmöglich war, befahl der
Kapitän, ein Floß aus den Masten und Rahen der Medusa zu
bauen, da für die 400 Menschen an Bord nur 6 Boote vorhanden
waren. Das nur 8 Meter breite und 15 Meter lange Floß musste
149 Menschen aufnehmen. Die Boote sollten das Floß hinter sich
her an Land ziehen. Doch schon bald wurden die Seile gekappt. Auf dem
nun hilflos treibenden Floß kam es bald zu Kannibalismus und am
Ende konnten nur noch 15 Menschen gerettet werden.
(Dez.2007, frei nach "La
non-demande en mariage" von G.Brassens, 1966)
Wir
schießen doch der Minne Pfeil
nicht in ihr holdes
Hinterteil,
meine Geliebte!
Oft war es um das Glück
gescheh’n
des Paares, wenn es fröhlich den
Frevel
verübte.
Ich bin so frei
und
halt' nicht an
um Dei-
ne Hand,
wir ritzen uns-
re
Namen nicht ins
Pergament.
Sperr’ nicht die
Nachtigallen* ein,
wir sollen nur gefangen sein
von unserm
Wollen,
zum Hölle mit der Küchenmaid,
die Stielen
ihre Lust verleiht
an Kasserollen.
Ich bin so frei...
Die Venus fühlt sich
oft allein,
ist sie am End' mit dem Latein
vor
Bratensoßen,
um keinen Preis will ich darin
zerpflücken
mit dem Rosmarin
die roten Rosen.
Ich bin so frei...
Der Melusine Reiz
erlischt,
wird sie aus ihrem Teich gefischt
in trock'ne
Tücher,
der Liebesbriefe Tinte bleicht
in Blättern
von Rezepten leicht
alter Kochbücher.
Ich bin so frei...
Es soll ja so vernünftig
sein,
aus dem verbot'nen Apfel ein-
en Brei zu kochen,
der
tief im Keller eingeweckt,
nicht mehr nach süßen
Früchten schmeckt
in drei, vier Wochen.
Ich bin so frei...
Ein Stubenmädchen
brauch' ich nicht,
ich werde Dir die Haushaltspflicht-
en
gerne schenken,
als ewiger Verlobter kann
ich an meine
Traumfrau dann
immerzu denken. **
Ich bin so
frei…
_______________________________________
*)
Die Nachtigall gilt als der Vogel des
Monats Mai und Symbol der Liebe
**) poetischer: an meine
Frau des Herzens dann
ich immer denken
Ihr schießet
doch der Minne Pfeil
nicht in ihr holdes Hinterteil,
Ihr
zwei Verliebten!
Oft war es um das Glück gescheh’n
der
Paare, die so fröhlich den
Frevel verübten!
Doch seid so
frei
und reichet Euch
die Hand zum Bund
und habt
viel Freu-
de auch im Ehestand.
Sperrt nicht
die Nachtigallen ein,
Ihr sollet nur gefangen sein
von
Euerm Wollen.
Zur Hölle mit der Küchenmaid,
die
Stielen ihre Lust verleiht
an Kasserollen.
Doch seid so frei...
Die Venus
fühlt sich oft allein,
ist sie am End' mit dem Latein
vor
Bratensoßen,
um keinen Preis wollt Ihr darin
zerpflücken
mit dem Rosmarin
die roten Rosen.
Doch seid so frei...
Der Melusine
Reiz erlischt,
wird sie aus ihrem Teich gefischt
in
trock'ne Tücher.
Der Liebesbriefe Tinte bleicht
in
Blättern von Rezepten leicht
alter Kochbücher.
Doch seid so frei...
Es soll ja so
vernünftig sein,
aus dem verbot'nen Apfel ein-
en Brei
zu kochen,
der, tief im Keller eingeweckt,
nicht mehr nach
süßen Früchten schmeckt
in drei-vier
Wochen.
Doch seid so frei...
Als Hausfrau,
Martin, brauchst Du nicht
Annette, wirst die
Haushaltspflicht-
en ihr gern' schenken,
dann bleibt sie
Deine Braut und an
ihren lieben Bräutigam
wird sie
stets denken...
Nun seid so frei...
(1986,
frei nach "Quatre vingt-quinze fois sur cent" von G.
Brassens, 1972)
Die Frau, die alles hat, uns zu
verwöhnen,
dass wir im Liebesrausche stöhnen,
in
brutaler Leidenschaft die Hemmungen verliern,
die Frau, sie ist
vor allem voll Gefühl:
Hand in Hand im Wald spazieren
gehen,
Liebesbriefe, Blumen, Matineen,
jede Wahnsinnstat,
sie zu erobern, macht sie an,
aber was kommt dann...
Rubens: Vereinigung von Feuer und Wasser
Zwanzig mal mit 'nem
Mann gevögelt,
neunzehn mal sich angegöbelt
und ihm einen vorgeschmeichelt
- nicht alle Tage, dass
man
ihren Hintern streichelt -
und der arme
Kerl da oben
fühlt sich nicht einmal belogen,
während seiner Fleischeslust
erfährt sie meist
nichts als Verdruss,
bringt man die Gefühle um
so bleibt es auch im Körper stumm.
Außer wenn
sie einen zarten Mann hat
und sie immer Lust auf seinen Charme
hat,
immerzu gut drauf ist und bereit sich hinzugeb'n,
sonst
ödet sie es an, dies Liebesleb'n!
Oder wenn sie Bock hat
auf Tyrannen
oder sie ist krankhaft Nymphomanin,
nur in
solchen Fällen reicht es der Begehrten aus,
dies
Rein-und-raus-und-aus!
Zwanzig mal...
Dies
"Noch einmal", dies "Guuut" und "Mach doch
weiter"
heuchelt sie zu schmeicheln ihrem Reiter
und
sie tut, als ob sie schon im siebten Himmel wär,
doch
leider bleibt das meistens fromme Mär!
Damit er glaubt, er
sei ein tolles Mannsbild
treibt sie ihn voran und gibt sich ganz
wild,
dass der dumme Gockel, der da auf der Stange sitzt,
nicht
enttäuschet ist!
Zwanzig mal...
Ich
höre schon Expertenkommentare
das komme nur von mangelnder
Erfahre:
"Wenn ich dabei immer so ein Ungeschickter
bin,
dann legt sie sich natürlich nur so hin!"
Meine
Damen, wenn die Überfälle stören
dieser
Edelbumser, lasst es sie nicht spüren,
dann macht es auf
dem Rücken euch bequem und summt dies Lied
ganz im Stillen
mit!
Zwanzig mal...
"95%" ist meine allererste Brassens-Nachdichtung für einen meiner ersten Französischkurse!
(Juli 2007, frei nach
"Mourir pour des idées" von G. Brassens,
1972)
Dieses Lied schlug 1972 in Frankreich unter den
68-ern ein wie eine Bombe!
Sterben für die Ideen, die Idee ist ausgezeichnet,
ich büßte ohne sie beinah mein Leben ein,
denn jene, die sich den Gedanken angeeignet,
die stürmten nach dem Tode brüllend auf mich ein!
Ich und mein Spottgesang, wir schlossen uns gemeinsam
der überwältigenden Mehrheit reuig an,
mit einem winzig [\klitze]kleinen Vorbehalt daran:
Wir sterben für Ideen, na schön, aber la-angsam,
na schön, aber ga-anz la-a-angsam!
Die wir das Dasein hier nicht für gefährlich halten,
spazieren ganz entspannt zum Ausgang dieser Welt.
Wer sich nach vorne wagt, muss oft den Kopf hinhalten
für Werte, deren Kurs gleich morgen wieder fällt.
Es muss schon bitter sein, aus einem süßen Tagtraum
am Ende aufgewacht, sich selbst [\vor Gott] einzugesteh'n,
man hatte sich verrannt mit falschen Theorien,
Wir sterben für Ideen, na schön...
Goldmundige Propheten, die fürs Martyrium werben,
die sterben gerne spät, was ihre Jünger freut:
"Gelobt sei die Idee, für die Idee zu sterben!",
ist ihres Lebens Grund, drum lassen sie sich Zeit.
Hoch über jedem Lager thront ein Weiser einsam,
der bald Methusalem an Jahren überragt,
ich zieh' den Schluss daraus, dass der sich heimlich sagt:
"Ich sterbe für Ideen, na schön ..."
Längst werden die Ideen, die Opfern Ruhm verheißen,
von Sekten aller Art am Fließband produziert,
dass sich ein Neuling fragt - bereit, sich zu zerreißen -
für welche der Ideen er bitteschön krepiert.
Und weil sich die auf diese Weise immer gleich sahn,
so kommt ein kluger Mensch den Gräbern nicht zu nah
wenn er sie da - mit großen Fahnen stehen sah:
Wir sterben für Ideen, na schön ...
Und soll man etwa aus Massakern Hoffnung schöpfen
mit denen alles sich für immer lösen ließ?
Nach all' den "Großen Tagen", all' den gefall'nen Köpfen
lebten wir lange schon im Erdenparadies.
Die gold'ne Zeit wird immer nur vertagt, wie seltsam...
und ihre Götter haben Durst auf frisches Blut
und das bedeutet Tod und täglich neuen Tod:
Wir sterben für Ideen, na schön ...
Ihr heil'gen Krieger, vor! Stürmt in die Feuerzonen
und sterbt zuerst, ihr werdet oben schon vermisst!
Könnt ihr, ich fleh' euch an, dabei die Andern schonen,
für die das Leben schier der einz'ge Luxus ist?
Denn der Gevatter ist alleine schon sehr wachsam
er braucht auch niemanden, der ihm die Sense schwingt.
Schluss mit dem Totentanz, der um die Galgen springt!
Wir sterben für Ideen, na schön, aber la-hangsam
|: na schön, aber ga-anz la-ha-hangsam! :| (3x)
(22.2.2018, frei nach
"Ballade des gens qui sont nés quelque part"
von G. Brassens, 1972)
Ja, niedlich sind sie schon, die heimeligen Döhö-rfer,
die vielen kleinen Weiler draußen auf dem Land
mit ihren Kirchturmspitzen über grünen Wähä-ldern,
sie haben nur den Nachteil: Sie sind schon bewohnt.
Bewohnt von Eingebor'nen, die den Rest-Planeten
von ihren Erkern herunter argwöhnisch beschau'n,
dem Fähnchenschwenkervolk der frohen Idioten,
|: glücklich, in Gottweißwo geboren zu sein. :|
Verflucht sei'n diese Kinder ihres Vater-/Mutterlandes,
ein für alle mal auf ihren Mast gespießt,
wie sie dir ihre Türmchen und Museen vor Augen führen
und von ihrer Heimat jodeln bis du schielst.
Sie sind aus Hinterkirchen oder Gelsenzarten
oder Haßfurt am Main oder Kölle am Rhein
und bild'n sich was drauf ein, die frohen Idioten,
|: glücklich, in Gottweißwo geboren zu sein. :|
's gibt keinen feiner'n Sand als den, in den die Strauße da
die Köpfe stecken und auch keine rein're Luft
als jene, die sie in die bunten Luftballöngchen blasen
und ihr Seifenschaum verströmt geweihten Duft.
Und wem das nicht genügt, dem werden sie verraten,
dass selbst die Äpfel, die hinten am Rosse erschein'n,
Naturjuwelen sind der frohen Idioten,
|: glücklich, in Gottweißwo geboren zu sein. :|
Sie reden blitzgescheit von ihren tiefen Ah-einblicken,
klagen voller Inbrunst über diese klein-
en Glückverlass'nen, die nicht ihre Geistesgegenwart
besaßen, um daheim zur Welt gekomm'n zu sein.
Und seh'n sie ihr prekäres Glück einmal bedroht von
den barbarischen Ausländern, sind sie bereit,
fürs Vaterland zu sterben, stolze Idioten,
|: glücklich, in Gottweißwo geboren zu sein. :|
Mein Gott, wie wär' es schön in unserm schönen Lah-ande
wenn dieser tumben Rasse Einhalt Du geböt-
est, jener Rasse, die sich nur von Heimaterde nährt
und Fremdes nicht erträgt weil sie es nicht versteht.
Das Leben wär' viel heit'rer, möcht' ich mal vermuten,
wenn Du es, wenn es Dich gibt, einfach wieder verschwin-
den ließest, dieses Volk der frohen Idioten,
|: glücklich, in Gottweißwo geboren zu sein.
:|
(Juni 2008, frei nach "Fernande" von G. Brassens, 1972)
Leuchtturm von Cassis
Mir wurde die Manie der
al-
ten Knaben zur Gewohnheit,
mir mein Alleinsein
aufzuhell'n mit
Stellen aus diesem Choral:
Denke ich an Fernande *,
ist er mir im Stande,
denk' ich an Annabel'
steht er mir schnell.
Und denke ich an Frieda,
mon Dieu, steht er schon
wieder.
Doch denk' ich an Odile,
geht leider
nicht mehr viel,
die Latte steht Papa
nicht
auf Kommando da!
Wer kennt das Männermadrigal
nicht,
den virilen Kanon,
der aus den Wärterhäuschen schallt
vom
wackeren Wachpersonal:
Denke ich an
Fernande ...
Um sich die Langeweile aus
dem Alltag zu
vertreiben
poliert der Leuchtturmwärter seine
Lampe
und jodelt hinaus:
Denke ich an Fernande ...
Wenn
er ein wenig traurig ist
nach seiner Abendandacht,
dann
zölibriert die ganze Nacht
auf Knien der Seminarist:
Denke ich an Fernande ...
Bin ich zum Ehrenmal
marschiert
um Treue zu bekunden,
hab' unter Tränen ich
den unbe-
kannten Soldaten gehört:
Denke
ich an Fernande ...
Und unseren einsamen Herr'n
möcht'
ich zum Schluss anbieten,
sie sollten dies heilsame Liedchen
zur
Nationalhymne kür'n:
Denke ich an Fernande ...
*) Der Originaltext "Quand je pense à Fernande - je bande, je bande - quand j'pense à Félicie - je bande aussi" spielt offenbar auf das Lied "Félicie aussi" des bekannten französischen Schauspielers Fernandel aus dem Jahr 1939 an. Nur aus Jux und Alberei? Und "Quand j'pense à Léonore" ist wohl eine Anspielung auf die französischen Ehrenlegion; denn so nennt sich offiziell eine ihrer Institutionen, der "Fonds de la Légion d' Honneur aux archives nationales". So etwas kann man leider unmöglich übersetzen!
(Aug.2007, frei nach "Il
n'y a pas d'amour heureux" von Louis Aragon, 1943, Musik
G.Brassens)
Nichts ist dem Menschen wirklich sicher, nicht
sein Herz,
nicht seine Schwäche, noch die Kraft, und wenn
er glaubt,
er öffne seine Arme, ist sein Schattenwurf ein
Kreuz
und wenn er glaubt, sein Glück ganz fest zu halten,
brichts,
sein Leben - eine Scheidung, entfremdet und voll
Schmerz:
Glückliche Liebe gibt es nicht
Sein
Leben gleicht Soldaten ohne Munition,
die ausgerüstet sind
für eine andere Mission,
was soll es ihnen nützen, am
Morgen aufzusteh'n,
die wir am Abend schutz- und hilflos liegen
sehn,
die Worte sag: Mein Leben, und halt die Tränen
an:
Glückliche Liebe gibt es nicht
Du
schöne teure Liebe, du, die mich zerriss,
wie ein
verletzter Vogel flatterst du in mir
und jene schauen
ahnungslos, wie wir vorüber gehn,
sie sprechen noch die
Worte nach, die ich erschuf
und nur für deine großen
Augen sterben ließ:
Glückliche Liebe gibt es
nicht
Um noch zu lernen, wie man lebt, braucht es zu
lang,
so weinen unsre Herzen gemeinsam in der Nacht,
braucht
es so viel Reue für ein Frösteln auf der Haut,
braucht
es so viel Leid - nur für ein Gedicht
und braucht es so
viel Schluchzen für der Gitarre Klang:
Glückliche
Liebe gibt es nicht
[ Die Liebe gibt es nicht, die
einen nicht zerreißt,
es gibt die Liebe nicht, die
einen nicht zerfranst,
es gibt auch keine Liebe, die nie
verletzen kann
und stärker ist als die von Dir zu
Deinem Land
und keine, die sich nicht aus unsern Tränen
speist:
Glückliche Liebe gibt es nicht
doch ist es die für dich und mich! ]
(Nov.
2009, frei nach "L'affiche rouge" von Louis Aragon,
1944)
Ihr habt weder Ruhm erwartet noch Tränen,
kein
Sterbegebet, keinen Klagegesang.
Das ging schon elf Jahr' so!
Um's schnell zu been-
den, musstet Ihr schlicht Euch der Waffen
bedienen,
Deine Augen, sie leuchten noch im Tod, Partisan.
Eure
Porträts an den Mauern vor unseren Türen,
bedrohlich,
mit nachtschwarzem, struppigem Bart,
tief rot ihr Plakat wie ein
Flecken aus Blut.
Eure Namen warn schwierig zu buchstabieren,
so
schürte es bei den Passanten die Furcht.
Nichts ließ
Euch als echte Franzosen erscheinen
und bei Tag hatte niemand
ein Auge für Euch,
doch schrieben in Sperrstunden Hände
rasch auf
Eure Fotos: GESTORBEN FÜR FRANKREICH
und der
trostlose Morgen war nicht mehr so grau.
Der Februar trägt
uniform raureife Farben
für Euern allerletzten Moment,
als
dann einer von Euch ruhig sagt:
Glück für alle,
Glück denen, die überleben,
ich sterb' ohne Hass in
mir fürs deutsche Volk.
Adieu ihr Schmerzen und
Freuden, lebt wohl ihr Rosen,
adieu mein Leben, lebt wohl, Wind
und Licht,
Du, heirate wieder, sei glücklich und denk an
mich,
die Du bleibst in der Schönheit der Dinge in
Eriwan,
später, wenn all' das hier vorüber ist.
Ein
Wintersonnenschein strahlt auf den Hügel
und die schöne
Natur und bricht mir das Herz,
Gerechtigkeit folgt unsern Spuren
im Triumph,
meine liebe Mélinée, meine kleine
geliebte Waise,
ich bitte Dich: Lebe! Und bekomme ein Kind.
Sie
war'n zwanzig und drei,
als die Gewehre feuerten
zwanzig
und drei
die ihr Herz gaben, so jung
zwanzig und
drei
Ausländer, und unsre Brüder
gleichwohl
zwanzig und drei
die das Leben liebten
und dafür starben
zwanzig und drei
die - im
Fallen - FRANKREICH schrien!
In den Jahren 1942/43 setzte eine besondere Widerstandsgruppe dem deutschen Besatzungsregime in Paris heftig zu. Die Muttersprache ihrer Mitglieder war nicht Französisch, jeder Zweiten unter ihnen sprach Jiddisch. Geboren waren sie nicht in Frankreich, sondern in Polen, Rumänien, Ungarn und Armenien. Sie arbeiteten als Schneider oder Kürschner in Heimarbeit für die Bekleidungsindustrie. Sie bezeichneten die internationale antifaschistische Bewegung als ihre Familie. Sie verschafften sich Waffen und lernten damit umzugehen. Sie bastelten in ihren Küchen Bomben und platzierten sie an Passierstellen deutscher Militärkonvois. Sie brachten Militärzüge zum Entgleisen und töteten ranghohe Nazis. Sie nannten ihre Widerstandsgruppe MOI, Main d'oeuvre Ouvrière Immigrée, auf Deutsch etwa "Gastarbeiter". Zwischen März 1942 und November 1943 werden 92 Hotels mit Deutschen durch Bombenattentate angegriffen, 33 Hotels durch Granaten, 15 Büros für die Rekrutierung von Freiwilligen werden angezündet, 125 Lastwägen der Wehrmacht und der SS werden zerstört. Im August 1943 organisiert die MOI ein Attentat auf den General von Schaumburg, den Militärkommandanten von Paris, und im September 1943 wird der SS-General Julius Ritter, verantwortlich für die Deportation junger Franzosen in deutsche Zwangsarbeitslager exekutiert. Im Herbst 1943 wird der politisch Verantwortliche der MOI, der Kommunist und gebürtige armenische Türke Missak Manouchian und fast seine ganze Gruppe von der französischen Polizei festgenommen, an die deutsche Armee ausgeliefert und im Februar 1944 zum Tode verurteilt und exekutiert. Gleichzeitig veteilten die Nazis in einer Auflage von 150.000 das "rote Plakat". Als Hommage an die MOI-Widerstandsgruppe wurde der Text von Louis Aragon "L'Affiche Rouge" in der Vertonung von Léo Ferré eines der berühmtesten Chansons Frankreichs.
(Quelle: www.soldatentreff.de)
(Leo Kowald Dez.2007,
Neudichtung, passt auf die Melodie von "Les Passantes"
von G. Brassens)
Artikel 4 der "allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte":
Niemand darf
in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden;
Sklaverei und
Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten!
Wir
singen euch von unscheinbaren
fremden Frauen in mittleren
Jahren,
mit Kopftuch und tiefschwarzem Haar,
die mit immer
recht freundlichen Mienen
feinen Herren und Herrinnen dienen,
so
wie das auch früher schon war.
Nach Europa um Geld zu
verdienen,
um der drückenden Not zu entrinnen,
hab'
ich mir\hat sie sich ein Ticket gekauft,
in
ein Land, wo mich\sie keiner erwartet,
von
La Paz oder Bombay gestartet,
ob Muslimin oder getauft
Von
den Kindern daheim fortgerissen,
werden die mich\sie
bald kaum noch vermissen
trotz Briefen und telefonier'n.
Und
nun muss ich mich\sie sich dafür
benutzen
lassen nicht nur zum Pflegen und Putzen
und wag[t]
nicht einmal mich\sich zu wehr'n.
Wegen
fehlender Ausweispapiere
in der Wohnung gehalten wie
Tiere,,
versteckt, illegal, unsichtbar.
Und wenn ich\sie
mal nicht mehr wie ein Besen
zu gebrauchen bin\ist,
prompt ausgewiesen
und das nach dem dreizehnten Jahr!
Die
Herrschaften, die mich\sie besessen
haben,
werden mich\sie bald schon vergessen,
als
hätte ich\sie nie existiert.
Und kaum
über die Grenze in Stunden
bin ich\ist sie
aus dem Bewusstsein verschwunden,
wohin auch das Schicksal
mich\sie führt.
Wir
sangen euch von wunderbaren
starken Frauen, von den
Unsichtbaren,
die nie in den Schlagzeilen stehn,
die
zwischendurch, in Augenblicken,
ihre Tränen im Winkel
verstecken,
wenn sich die Gedanken verliern...
Quellen:
Bridget
Anderson, (2006) Doing The Dirty Work?
Migrantinnen in der
bezahlten Hausarbeit in Europa
übersetzt von G. Deckert,
Verlag Assoziation A, Berlin/Hamb.
Maria S. Rerrich,
(2006) Die ganze Welt zu Hause
Hamburger Edition 2006. ISBN
978-3-936096-67-5,
(Adaptation
de "Die Unsichtbaren" (s.o.) par Leobald Loewe et
Maryse Pantanacce, 2012)
Nous vous chantons les femmes
étrangères
effacées, plutôt entre
deux âges,
les cheveux sous un foulard en soie,
celles
qui servent des riches et des nobles,
avec toujours un sourire
aimable,
comme ça se faisait autrefois.
Pour
gagner de l'argent espérant de
échapper à
la misère pesante,
je m'suis[elle s'est]
achetée un billet,
pour l'Europe, où ne
m[l]'attend personne,
arivée à
Vienne ou Barcelone,
partie de La Paz ou Delhi.
Arrachée
à mes[ses] enfants, leur mère
ne
leur manquera bientôt plus guère,
malgré
mes[ses] lettr' et mes[ses] appels,
en
laissant en échange faire usage
de moi[d'elle]
pour plus que faire le ménage
et jamais sans qu'je
me[qu'elle se] rebelle.
Sans visa de travail
authentique,
détenue comme une chiennne
domestique,
illégale, invisible, cachée,
devenue
usagée, inutile,
puis jetée comme un vieil
ustensile,
même après la treizième
année.
Et ces nobles
seigneurs-propriétaires,
m[l]'oublieront au
plus tôt et vont faire
mine que j'n'aie[qu'elle
n'ait] jamais existée
et dès lors qu'je[elle]
passerai[t] la frontière
j'aurai[elle a]
disparue de leur mémoire,
quoi que ce soit ma[sa]
destinée.
Nous vous chantions les
merveilleuses
femmes fortes, les femmes invisibles,
celles,
qui ne font jamais la Une,
qui pendant quelques instants
pénibles
cachent leurs larmes sous son sourire
aimable,
quand elles, par hazard, se souviennent.
(von Leo Kowald Okt. 2008,
Neudichtung, auf "Sauf le respect, que je vous dois"
von G. Brassens, 1972)
Wenn euch so viel daran liegt,
dann
redet halt von Politicke,
obwohl das Thema macht mich
schon
ein wenig melancholicke,
schwätzt die ganze Woche
davon,
das macht mir nichts aus,
doch redet ihr mir vom
Frieden,
kriecht mir die Angst in den Nacken,
mit
untertänigstem Verlaub!
Ihr setzt mit eurer
Agenda
die ganz großen Themen,
da bleibt kein Platz
für kleine
Leute mit ihren Problemen,
ihr bestellt die
Talkmaster
und die fragen euch aus,
doch redet ihr dann vom
Frieden...
[ Ihr rettet die Welt vor dramatischen
Katastrophengewalten,
vor kosmischen Einschlägen und
vor
erschröcklichen Gruselgestalten,
schwätzt nur übers Wetter,
da kennt sich jeder
prächtig aus,
doch redet ihr mir vom Frieden...
]
Ihr habt die Armen vertröstet
und für die
Reichen gehandelt,
ihr habt für sie die Wirtschaft
in
ein Kasino verwandelt
zum Nutz und Fromm der
Nachhaltigkeit,
ich hätt's fast geglaubt,
doch redet ihr mir vom
Frieden...
Ihr schickt Soldaten und Waffen
in die
entlegensten Weiten,
die haben da nichts zu schaffen
außer
gefährlich zu streiten,
gebt es endlich zu, 's geht nur
um
Zaster, Macht und Raub,
doch ihr redet mir vom Frieden,
da
kriecht mir die Angst in den Nacken...
Solange es
euch gefällt,
die eigenen Reden zu hören,
stellt
bitte das Mikro leise
um nicht meine Träume zu stören,
als
stinknormaler Bürger will ich
im Grund nur meine Ruh,
doch
redet ihr mir vom Frieden,
mach ich mir ernsthafte Sorgen,
krieg
in der Nacht kein Auge zu...
(April 2022, Strophen neu, Refrain frei nach "La paix sur terre" von Jean Ferrat 1991)
Nein, wir wollen nie mehr Kriege,
wollen nie mehr wieder Blut!
Stoppt den Amoklauf der Lüge,
stoppt den nuklearen Tod!
Vor den Völkern aller Erden,
Brüdern, Schwestern, als Garant
bieten wir der Welt den Frieden
ohne Gegenleistung an!
Die Stärke eines Volkes
ist nicht das Militär,
auf arme Menschen schießen,
das schafft kein Essen her!
Es braucht Verkehr und Handel
auch über Grenzen weg
und das geht nur im Frieden,
der Krieg hat keinen Zweck.
Nein, wir wollen...
Der Reichtum eines Volkes
ist Solidarität
und arme Menschen wissen
am besten, wie sie geht,
sie macht nicht an den Grenzen
des Mutterlandes halt,
sie überwindet Sprachen,
die Fremdheit und Gewalt.
Nein, wir wollen...
Die Hoffnung eines Volkes
auf seinen Kindern ruht,
wenn sie in Frieden lernen,
dann wird das Leben gut.
Für mächtige Int'ressen
zu sterben, bringt nichts ein,
das kann für die Probleme
der Welt nicht Lösung sein.
Nein, wir wollen...
(Ungereimte Dezime von Leo
Kowald, Nov. 2009)
Du hättest vom Alter her mein
Vater sein können
Du warst nicht mal sechs Wochen jünger
als Er
und während Er, der Sohn eines Polen, freiwillig
in
sein Vater-Land einbrach, da standest Du wegen
der Streiche
Deiner Copains in Sète vor Gericht.
Und als Er mit
Gelbsucht in Russland lag
da zwangen sie Dich nach Basdorf zur
Arbeit bei BMW,
Flugzeugmotoren bauen für "unseren"
Endsieg.
Sie hatten Dir den Ausweis und die Rationen
genommen
also bist Du, noch jung, nach Deutschland
gefahren.
Ich weiß nicht, ob jemand versuchte, Dich
abzuhalten.
Dein Vater, er hatte wahrscheinlich Kontakte
zu
Kameraden der Resistance gehabt und gewusst,
dass
Menschen wie er hier massenweise und
systematisch gefoltert,
gebrochen und arbeits-
vernichtet wurden. Im KZ
Oranienburg-Sachsenhausen,
dreizehn Kilometer nord-westlich von
Basdorf,
war neun Jahre zuvor Dein Kollege Erich Mühsam,
wie
Du Anarchist und wie Dein Vater Kommunist,
vom beißenden
Hass der Faschisten gestorben.
Basdorf, Berliner
Arbeitervorstadt, Gemeinde
Wandlitz, genau da, wo später
sogenannte
Genossen an "vergoldeten"
Wasserhähnen
die Chance auf ein "Nie wieder"
verspielten.
Dafür drohen heute schon wieder
dumm-dreiste
Nazi-Plakate zu oberst vom Lampenmast:
"Vaterland, Muttersprache, Kinderglück"
so
höhnen sie das von der Stange herunter
was sie
Deiner Generation gestohlen haben,
und Deinem Vater, und
meinem Vater, und Dir.
Als nachkriegsdeutschem
Wirtschaftswunderkind
steht's mir nicht zu, Dich in Frage zu
stellen.
Ich suche selbst noch nach Wegen, mein Leben zu
meistern,
und die sind so unübersichtlich und krumm.
Nein,
ich hätte nicht Neunzehnhunderteinundzwanzig
geboren sein
wollen, dann hätte ich womöglich
die gleichen Fehler
begangen wie mein Vater,
der natürlich nichts wissen wollte
von den Ratschlägen
seines so wie Du Deines und ich meines
Vaters.
Und was macht eigentlich gerade mein Sohn?
(Juli 2011, frei nach
"Carcassonne" von Gustave Nadaud 1820-93, vertont
von G. Brassens)
"Bin über sechzig, werde alt,
geschafft hab’ ich mein ganzes Leben
und hatte nie Gelegenheit,
mich den Begierden hinzugeben,
es kann hier unten auf der Welt
nicht nur um Jedermanns Glück gehen
und dass mein Wunsch sich noch erfüllt,
nur einmal Carcassonn’ zu sehen!"
[ "Man kann die Stadt im Norden sehen
oben von den blauen Bergen,
man müsste sieben Meilen gehen,
um die Höhen zu besteigen
und dann den gleichen Weg zurück!
wann endlich reifen meine Trauben,
komm vor der Leseich hier nicht weg,
kann Carcassonn' mir nicht erlauben"! ]
"An allen Wochentagen kön-
nte man so wie an Feiertagen
auf ihren Plätzen Leute seh’n,
die neue weiße Kleider tragen
und Türme wären kaum zu zählen,
hochwie der von Babylonne,
ein'n Bischof und zwei Generäle,
heißt es, gäb's in Carcassonne!"
"Der Herr Vikar hat drei mal recht,
dass allzu anspruchsvoll wir wären,
er hat gepredigt, das wär' schlecht
und würde ins Verderben führen,
wenn ich noch vor des Jahres En-
de dennoch ein paar Tage fände,
mein Gott, wie glücklich stürb' ich, wenn
ich Carcassonn' noch sehen könnte!
"Oh Herr, oh Herr, seid mir nicht bös',
wenn mein Begehren Euch verstimmt hat,
der Mensch schaut über sich hinaus,
im Alter wie schon in der Kindheit,
mein Sohn Manuel und meine Frau *
Marie, die reisten bis Narbonne,
mein Patenkind sah Perpignan
und ich komm’ nicht nach Carcassonne!"
So sang ein Bauer bei Limoux **
mit von der Arbeit krummen Knochen,
ich sprach zu ihm: "Mein Freund, hör zu,
wir werden diese Reise machen",
wir brachen auf am nächsten Tag,
( ich hoff’, der Herr wird ihm vergeben )
er starb auf halbem Weg - nie sah
er Carcassonn’ in seinem Leben.
________________________________________
*) Nach den
Angehörigen eines 60-jährigen Freundes
**) Limoux
liegt knapp 20 km südlich von Carcassonne
Carcassonne
(von Gustave
Nadaud 1820-93, gemeinfrei)
« Je me fais vieux, j'ai
soixante ans
j'ai travaillé toute ma vie
sans avoir,
durant tout ce temps
pu satisfaire mon envie.
Je vois bien
qu'il n'est ici-bas
de bonheur complet pour personne.
Mon
vœu ne s'accomplira pas:
Je n'ai jamais vu Carcassonne!
»
[ « On voit la ville de là-haut
derrière
les montagnes bleues;
mais, pour y parvenir, il faut
il
faut faire cinq grandes lieues;
en faire autant pour
revenir!
Ah! si la vendange était bonne!
le raisin
ne veut pas jaunir:
Je ne verrai pas Carcassonne! » ]
«
On dit qu'on y voit tous les jours
ni plus ni moins que les
dimanches
des gens s'en aller sur le cours
en habits neufs,
en robes blanches.
On dit qu'on y voit des châteaux
grands
comme ceux de Babylone
un évèque et deux
généraux!
Je ne connais pas Carcassonne! »
«
Le vicaire a cent fois raison:
Cc'est des imprudents que nous
sommes.
Il disait dans son oraison
que l'ambition perd les
hommes.
Si je pouvais trouver pourtant
deux jours sur la
fin de l'automne…
mon Dieu! Que je mourrais content
après
avoir vu Carcassonne! »
« Mon Dieu! mon Dieu!
Pardonnez-moi
si ma prière vous offense;
on voit
toujours plus haut que soi
en vieillesse comme en enfance.
Ma
femme, avec mon fils Aignan
a voyagé jusqu'à
Narbonne;
mon filleul a vu Perpignan
et je n'ai pas vu
Carcassonne! »
Ainsi chantait, près de
Limoux
un paysan courbé par l'âge.
Je lui dis:
« Ami, levez-vous;
nous allons faire le voyage. »
Nous
partîmes le lendemain
mais (que le bon Dieu lui
pardonne!)
il mourut à moitié chemin:
Il n'a
jamais vu Carcassonne!
(von Leo Kowald Oktober
2015, Neudichtung auf "Les uns contre les autres"
von Michel Berger, 1978
aus der Rockoper STARMANIA, 1. Strophe
und Refrain angelehnt an den Originaltext von Luc Plamondon)
Des
Einen Freund des Andern Feind,
man küsst sich, man streitet
sich und weint,
man hält sich fest, man lässt sich
los,
man schlägt sich und man stellt sich bloß,
und
man fragt am Ende,
aus welchem Grunde
wir Menschen so
alleine sind.
Der eine darbt, der andre prasst,
sein
Vorteil - des anderen Verlust,
der eine macht die andern
klein,
will vorne bei den Großen sein,
und man fragt
am Ende,
aus welchem Grunde
wir Menschen so alleine
sind.
Der eine kommt, der andre geht,
der eine
verharrt, der andre flieht
im morschen Boot aufs Meer hinaus,
in
Trümmern liegt sein Lebenshaus,
und er fragt am
Ende,
aus welchem Grunde
wir Menschen so alleine sind.
Der
eine glaubt an seinen Gott,
ein Leben in Frieden nach
dem Tod,
der andre will nur seine Ruh
und riegelt
seine Türen zu,
|: und du fragst am Ende,
aus welchem Grunde
wir Menschen so alleine sind
:|
- so alleine sind?
Gitarre:
|: Am6 / H7,b5|A E7,b5|A Am / / / Am6 / H7,b5|A E7,b5|A Am / D / Am6 H7,b5|A E7 / Am / Am6 H7,b5|A E7 / Am6 / H7,b5|A / H7,b5|A / Am / H7 / / / E / E+ / :| Am6! Bass:
|: A-----; A-----; A----e; a--e--; A-----; H--E--; A----c; d-----; c--H--; E-----; A-----; c--H--; e-----; a-----; a-----; a-----; a-----; H-----; H-----; e--d--; c--H--; :| A!
(Dez. 2012, aus der Sicht
einer französischen Immigrantin,
frei nach "Göttingen"
von Barbara, 1964)
Gewiss - hier gibt's keine Seine
und auch den Wald nicht von Vincennes,
doch bin ich gerne hier geblieben,
im Ruhrgebiet, im Ruhrgebiet.
Auch hier sind Uferpromenaden,
die zum Spazierengehen laden,
manch' Liebeslied wurd' hier geschrieben,
im Ruhrgebiet, im Ruhrgebiet.
Sie kennen, glaub ich, Frankreichs Schlösser
und unsere Geschichte besser
als wir, die Helga, Fritz und Peter
im Ruhrgebiet.
Sie machten hier auch ohne Klage
die schwere Arbeit unter Tage
und verloren sie dann später
im Ruhrgebiet.
Die
Emscher ist nicht wie die Seine,
der Nordsternpark nicht bei Vincennes,
doch Himmel, sah ich schöne Rosen
im Ruhrgebiet, im Ruhrgebiet.
Die Traurigkeit im fahlen Scheine
des Morgennebels bei Verlaine,
die legt sich sanft auch über Wiesen
im Ruhrgebiet, im Ruhrgebiet.
Sein
Lächeln will uns viel erzählen,
auch wenn ihm noch die Worte fehlen,
so kann es unser Herz erreichen,
das Schmuddelkind im Ruhrgebiet...
Die kleine Frage ist wahrscheinlich
dem ein' und andern eher peinlich,
doch sind die Kinder nicht die gleichen
in Paris, wie im Ruhrgebiet?
Oh, lasst die Zeit nie wiederkehren,
dass Gier und Hass die Welt zerstören,
es leben Menschen, die ich liebe,
im Ruhrgebiet, im Ruhrgebiet.
Doch heulten wieder die Sirenen,
mein Herz versänke tief in Tränen,
wer weiß, was danach übrig bliebe
vom Ruhrgebiet, vom Ruhrgebiet!
(2003, frei nach "Le deserteur" von Boris Vian, 1955)
Denkmal für den unbekannten Deserteur in Hannover
Verehrter Präsident,
seid Ihr vielleicht in Eile,
doch leset diese Zeile
mit der mein Brief beginnt:
Mir werden da gebracht
die Militärpapiere,
dass in den Krieg marschiere
ich noch
vor Mittwoch Nacht.
Herr Präsident, ich bin
gewiss nicht Mensch geworden,
um Menschen zu ermorden,
das macht doch keinen Sinn.
Ich will nicht provozier'n
wenn ich ganz offen sage:
Der Krieg kommt nicht in Frage,
ich werde desertier'n!
All' meine Brüder sind
marschiert in ihr Verderben,
ich sah den Vater sterben,
es weinte auch mein Kind.
Meine Mutter trug so schwer,
sie ist mit ihren Sorgen
im Krieg verrückt geworden,
nun leidet sie nicht mehr.
Als ich gefangen war
sind sie ins Haus gekommen
und haben mir genommen,
die meine Liebe war.
Früh, wenn die Hähne krähn
will ich mein Bündel schnüren,
ein neues Leben führen
und auf die Straße geh'n.
Dann zieh' ich ohne Ruh
vom Norden in den Osten,
vom Süden in den Westen
und schrei den Leuten zu:
" Verweigert den Befehl,
kämpft nicht in ihren Kriegen,
glaubt niemals ihren Lügen,
der Frieden wär ihr Ziel! "
Ihr schwört im Parlament,
man müsse Blut vergießen,
so lasset Eures fließen,
verehrter Präsident!
Jagt Ihr die Polizei
mir nach, so lasst sie grüßen,
sie könne auf mich schießen,
weil ich gefährlich sei!
Die
in Deutschland als Hymne der Friedensbewegung bekannte und beliebte
Nachdichtung „Ihr sogenannten Herrn...“ von Gerd
Semmer (1919-1967,
siehe https://www.youtu.be/fj77jCHaQQ8) basiert auf der Single (1954)
„Messieurs qu’on nomme grand...“ des Sängers
Marcel Mouloudji.
Meine Nachdichtung basiert auf der in Frankreich bekannteren und von
Boris Vian
erst 1955 selbst gesungenen Originalfassung "Monsieur
le Président...".
Mouloudji
hatte von seinem Freund Vian Änderungen am Text erbeten, um -
erfolglos - der französischen Rundfunkzensur zu entgehen.
Deswegen fehlt in seiner Version die direkte Ansprache des
Präsidenten und auch die direkte Aufforderung zu den
"Straftaten" Befehlsverweigerung und
Desertieren/Fahnenflucht, wobei die bescheidene und höfliche
Form um einen provokanteren Unterton ergänzt wurde. Gerd Semmer
hat lediglich die Zeile "ich
werde desertier'n"
Vians eigener Version entnommen.
Beide Lied-Versionen
haben übrigens die gleiche Endstrophe: "Si
vous me poursuivez, prévenez vos gendarmes que je n'aurai pas
d'armes et qu'ils pourront tirer - (wörtlich:) Wenn Ihr mich
verfolgt, dann warnt Eure Polizisten, dass ich keine Waffe habe und
dass sie schießen können".
Eine frühe unveröffentlichte Gedicht-Version soll noch das
sarkastische Ende: "que
je possède une arme et que je sais tirer - dass ich eine Waffe
habe und dass ich schießen kann"
(siehe www.lefigaro.fr)
gehabt haben, was aber nicht belegt ist, und was auch nicht so recht
zum Tenor des vorausgegangenen Textes passen will. Boris Vian soll
erst auf Anraten Moloudjis dessen Version übernommen haben, um
böswilligen Fehlinterpretationen vorzubeugen. (Siehe auch
www.antiwarsongs.org/canzone.php?lang=de&id=1#agg68.)
Diese
"alte" Version hatte dem Schauspieler Jean-Louis Trintignan
aber wohl so gut gefallen, dass er sie 2011 (als Erster) als Gedicht
öffentlich vortrug und auf CD brannte. Ob er damit dem Autor
gerecht wurde, ist stark zu bezweifeln, hatte dieser doch zeitlebens
an seiner veröffentlichten "neuen" Version
festgehalten. Im Gegensatz zu manchen Interpretationen, die dem Lied
damit eine klammheimliche Gewaltliebe andichten wollen [ z.B. per
Verfälschung
durch "Übersetzung"
!!!
(der fast
unbekannten, aber ersten deutschen, und in Wahrheit sehr freien und
sinnentstellenden Nachdichtung des deutsch-amerikanischen Kabarett-
und Schlagertexters Max
Kolpenitzky alias Colpet alias Kolpe, 1905 - 1998, "Sag mir,
wo die Blumen sind", "Heimweh nach St. Pauli")
im Schulbuch MusiX-3
vom Helbling-Verlag,
die fälschlicherweise im Lehrerband auch noch (versehentlich?)
mir-selbst "Leo
Kowald" als Autor untergeschoben
wurde! ] ist der "alte" Text aber nie als Lied
erschienen!
Leobald Loewe hat ein Ende gewählt, das sich an
den "neuen" Text hält, aber den "alten"
Sarkasmus durchscheinen lässt, um nicht übertrieben
pazifistisch zu klingen. Auch Wolf
Biermann hat einmal
eine großmäulig-antiautoritäre und mit
Fäkalausdrücken gespickte Übertragung der Vian-Fassung
abgeliefert, die dem höflich-bestimmten Ton des Originals
überhaupt nicht entspricht. Aber auch er verwendet die korrekte
Endstrophe.
Nebenbei: Wenn man den korrekten Wortlaut
eines Werkes wissen will, dann muss man den Autor fragen! Und wenn
der bereits verstorben ist (1959), dann sollte man seinen Letzten
Willen respektieren (profitgeile Verwerter und gierige Erben können
dabei gerne bleiben, wo der Pfeffer wächst)! Es ist unanständig
und unvereinbar mit dem Urheber-Namensrecht, gegen den erkennbaren
Willen des Autors überholte Versionen seines Werkes zu
verbreiten (Verletzung der Werksintegrität).
(Juni 2013, frei nach
"Comme hier" von Paul Fort
1872-1960,
vertont von G.Brassens Okt.1953)
Erdbeerfarben leuchtet
die Morgenröte,
gib mir Deinen Mund,
himmelbeerensüß.
Schweine hüt ich, Du, hüte
Deine Puten,
stups nicht meine Ferkel mit dem Fuß.
Sei
so wie gestern, wie gestern sei Du!
Auch wenn Du mich nicht
liebst, bin's ich, der Dich liebt.
Einer hält das Messer,
der andere den Löffel,
Leben, das ist immer das gleiche
Lied.
Trag' auf meinen Armen Dich alle Tage
über
Stock und Stein übern wilden Fluss,
unser Vieh kann leicht
unsern Schritten folgen,
stups nicht meine Ferkel mit dem
Fuß.
Sei so wie gestern, wie gestern sei Du!
Auch
wenn Du mich nicht liebst, bin's ich, der Dich liebt.
Leben, das
ist Liebe, Leben, das ist Not,
Leben, das ist immer das gleiche
Lied.
Ich hab' so viel Achtung vor Deinem Herzen
und
vor Deinen Puten, wenn ich Dich küss,
aber auch im Streit -
hé, du süße Beere,
stups nicht meine Ferkel
mit dem Fuß.
Sei so wie gestern, wie gestern sei
Du!
Auch wenn Du mich nicht liebst, bin's ich, der Dich
liebt.
Einer hält das Messer, der andere den Löffel,
Leben,
das ist immer das s e l b e Lied.
Gitarrenbegleitung: E7(A) E E7 A
A E7 E A
A7 G F#7 Hm
A E7 A A D A D A
D A H7 E
D D D F#7
F#7 Hm7 E7 A
Hierzu gibt es eine schöne Geschichte über den lockeren Umgang von Brassens und auch von Paul Fort mit Verwertungsrechten: "Der Erfolg' des Liedes ('Le petit cheval') in der Öffentlichkeit war so groß, das es Paul Fort zu Ohren kam, den Brassens überhaupt nicht um seine Genehmigung gebeten hatte. Der Dichter machte daraus aber keine Affäre. Er sagte, er sei froh, dass sein Gedicht solch eine Verbreitung gefunden habe. Zur Verteidigung gab der Sänger treuherzig zu, dass ihm speziell die Poesie Paul Forts sehr gefiel. Darüber hinaus verwendete er auch andere Gedichte, wie 'Comme hier' oder 'Si le Bon Dieu l'avait voulu'." Le succès de la chanson ('Le petit cheval') était tel auprès du public qu'il arriva à l'oreille de Paul Fort, à qui Brassens n'avait sollicité aucune autorisation. Le poète ne s'en était pas formalisé. Il se disait simplement content que son poème ait reçu un pareil accueil. Pour se défendre, le chanteur avouait, avec une certaine candeur, que la poésie de Paul Fort lui parlait, à lui tout spécialement. Aussi reprenait-il d'autres poèmes, tels que 'Comme hier' ou 'Si le Bon Dieu l'avait voulu'. (http://www.lacauselitteraire.fr/paul-fort-a-la-faveur-de-brassens).
(Juli
2013, frei nach "Les feuilles mortes"
von
Jaques Prévert, 1900-1977)
Oh, wie ich möchte,
dass Du Dich erinnerst
an unsre glücklichen Tage zu
zweit,
in jener Zeit war das Leben viel schöner,
strahlte
die Sonne viel heller als heut.
Herbstliches Laub liegt
zuhauf auf der Schaufel,
Du siehst, ich vergesse es
nicht,
Herbstliches Laub liegt zuhauf auf der Schaufel,
was
auch gewesen ist, gut oder schlecht.
Da kommt der Wind aus
dem Norden
und weht es fort in die Nacht,
Du siehst, ich
vergesse es nicht,
dieses Lied, Deinen zarten Gesang.
Das ist ein Lied, das uns entspricht,
Du
liebtest mich, ich liebte Dich,
Wir lebten ein
Leben zu zwei'n,
ich liebte Dich, Du liebtest
mich.
Doch das Leben trennt, die sich
lieben,
ohne Geräusch, mit sanfter Hand
und das Meer kommt und löscht alle Spuren
geschiedener Paare im Sand.
[ Herbstliches Laub liegt
zuhauf auf der Schaufel,
was auch gewesen ist, gut oder
schlecht,
doch meine Liebe denkt ohne Bedauern
dankbar und lächelnd ans Leben zurück.
Liebte Dich so, für mich warst Du die schönste,
wie kannst Du wollen, dass ich Dich vergess'?
In jener
Zeit war das Leben viel schöner,
strahlte die Sonne
viel heller als jetzt.
Du, meine süßeste Freundin
Dich zu verlier'n, schmerzt mich sehr,
und Dein Lied, dieser zarte Gesang,
klingt für immer in meinem Gehör.
Das ist ein Lied... ]
(Juli
2015, frei nach "La pluie fait des claquettes" von
Claude Nougaro, 1981)
Sie: Der
Regen klackert auf die
Platten, mitten in der Nacht,
ich
klasch' zuweilen Beifall
und bewundre, was er macht.
Ich
folge seinem Klapphut,
seinem vertikalen Frack,
dem
Perlmutt seines Lächelns,
seinen Steppschuhn in
Lack.
Sie+Er: Bi bi bi bi bip
bip,
bi bi bi bi bip - la pluie...
Er:
So süß wie einst Marlene,
so gerissen wie
Dietrich,
verprasst sie meinen Sparstrumpf,
ob ich reich
bin oder nich'.
ich nehm's auf meine Mütze
bis sie
flüstert: Sie: "Willst du
mein's?"
Er: und mich in einer
Pfütze
küsst inversen Sonnenscheins.
Sie+Er:
Bi bi bi bi bip bip,
bi bi bi bi bip - la pluie...
Sie:
Mit ihm lass ich mich treiben
auf den Diamantenfluss
und
folg' ihm in die Kana-
lisationen, wenn's sein muss,
bis an
die Fensterscheiben
eines Dichters, der im Licht
der Kerze
überm Schreiben
seiner Verse eingenickt.
Sie+Er:
Bi bi bi bi bip bip,
bi bi bi bi bip - la pluie...
Sie+Er:
Mit auf so feuchten Kneipen-
touren ausgeleertem Saft
verliert
bei unserm Freuden-
tanz der Regen seine Kraft.
Er:
Ich sag: "Es ist nun Zeit,
dass wir uns trennen, mach es
gut!
Hallo - na, warum weinst Du?"
Sie:
"Weil ich lieb Dich, (Du) Idiot!"
Sie+Er:
Bi bi bi bi bip bip,
bi bi bi bi bip - la pluie...
(März
2013, frei nach "Les chenilles" von Claude
Nougaro)
Panzer - wird es - geben - solang' -
Menschen
- leben - wird es - Panzer -
geben solang' Menschen
leben
wird es Panzer
geben solang' Menschen leben
wird es Panzer
geben
solang' Menschen leben
wird es Panzer geben
solang'
Menschen leben wird es Pan-
zer geben
solang Menschen
leben wird es Panzer geben
solang'
Menschen leben wird es
Panzer geben solang'
Menschen
leben wird es
Panzer geben solang' Menschen
leben wird es
Panzer
geben solang' Menschen
leben wird es Panzer
geben
solang' Menschen leben wird
es Panzer
geben solang
Menschen leben wird es Panzer
geben
solang' Menschen leben
wird es - Panzer - geben - solang'
-
Menschen - leben - wird es - Panzer -
geben solang'
Menschen leben wird es Panzer
geben solang' Menschen leben
wird
es Panzer geben solang' Menschen leben
wird es Panzer geben
solang'
Menschen leben wird es Pan-
zer geben
solang Menschen
leben wird es Panzer geben
solang'
Menschen leben ist es
Zeit zum - Panzer - Ketten -
Sprengen:
Raupen - weichen - Schmetter - lingen!
"Naive"
Malerei von der Insel
Solentiname, Nicaragua 2006 (Ausschnitt)
Roger Fernay
schrieb 1935 diesen Text auf den schon 1934 im Pariser Exil von
Kurt Weill als Auftragsarbeit für das
Stück 'Marie Galante' von Jacques Deval komponierten "Tango
Habanera", im Stil eines rumänischen
Tangos. Diese deutsche Nachdichtung (Nov. 2012) von Leo Kowald
ist auch in "Also schwieg Zarathustra"
von Nicolas Wild im Egmont-Verlag (ISBN 3770455150)
erschienen.
Es trieb im weiten Runde
mein Boot im
Meer der Winde
mich bis ans Weltenende
wo's nirgends weiter
geht,
da eines Tages fand ich
die[s] kleine Insel
[\Eiland] endlich,
wo eine Fee uns freundlich
auf
ferne Reise lädt:
Youkali, wo unser Land
der Sehnsucht liegt,
Youkali, wo nie der Quell
des
Glücks versiegt,
Youkali, ist da, wo alle unsre
Sorgen vergehn,
ist, wenn in der Nacht
ein Licht
Hoffnung macht,
der leuchtende Stern
ist
Youkali!
Youkali, wo man geachtet wird,
geborgen sich fühlt,
Youkali, das ist das Land,
wo echte Liebe nur zählt,
ist Hoffnung, die in den
Herzen aller Menschen wohnt,
Befreiung, die wir für
morgen uns erwarten schon,
Youkali, wo unser Land
der Sehnsucht liegt,
Youkali, wo nie der Quell
des
Glücks versiegt,
doch nur im Traum aus Phantasie,
's gibt überhaupt kein Youkali,
doch nur im Traum aus
Phantasie,
's gibt überhaupt kein Youkali!
Das
Leben reißt uns mit sich,
das Los ist unerbittlich,
die
arme Seele sehnt sich
den Nöten zu entflieh'n,
um
einen Weg zu finden,
der Welt sich zu entwinden,
da braucht
sie kleine Inseln
wie jenes Youkali:
Youkali, wo
unser Land
der Sehnsucht liegt,
Youkali, wo nie der
Quell
des Glücks versiegt,
Youkali, ist da, wo
alle unsre
Sorgen vergehn,
ist, wenn in der Nacht
ein Licht Hoffnung macht,
der leuchtende Stern
ist
Youkali!
Doch nur im Traum, aus Phantasie,
's
gibt überhaupt kein Youkali,
doch nur im Traum, aus
Phantasie,
's gibt überhaupt kein Youkali!
(August
2009, frei nach "Le p'tit bal perdu" von Robert
Nyel, Musik: Gaby Verlor, bekannt durch eine Interpretation von
Bourvil)
Der Krieg war eben erst vorbei,
als auf
zertretenem Parkett
bei einem kleinen Ball im Frei-
en
fanden zwei sich zur Musette,
sie tanzten zwischen Trümmern
doch
auf diesem Ball |: wie hieß er noch. :|4x
Nein,
mir fällt der Ort des kleinen
Balles nicht mehr ein,
doch
seh ich noch das Bild
vor mir, wie dieses Paar
um sich
herum die Welt
nicht mehr sah,
mit einer Leichtigkeit
in
ihren Gesten all' -
was mag er noch bedeuten
der
Name für den Ball?
Nein, mir fällt der Ort des
kleinen
Balles nicht mehr ein,
doch seh ich noch wie
heute,
wie die zwei sich lange
in die Augen sahn,
und
das war gut, und das war gut.
Sie tranken aus dem selben
Glas
und gaben sich beim roten Wein
das heilige
Versprechen, dass
sie immer, immer glücklich sei'n,
sie
lachten zwischen Trümmern doch
auf diesem Ball, |: wie hieß
er noch :|4x
Nein, mir fällt der Ort...
Als
die Akkordeon-Musette
verstummte, gingen beide fort,
der
Abend fiel auf das Parkett
und auf die Trümmer in dem
Ort,
es war so traurig wie zuvor
auf diesem Ball, |: wie
hieß er noch :|4x
Nein, mir fällt der Ort des
kleinen
Balles nicht mehr ein,
doch seh ich noch das
Bild
vor mir, wie dieses Paar
um sich herum die Welt
nicht
mehr sah.
Sie gingen von der Bühne
hinaus ins
Abendlicht,
den Namen für die schöne
Geschichte
weiß ich nicht!
Nein, mir fällt der Ort des
kleinen
Balles nicht mehr ein,
doch hatte mir es
Mut
gemacht, wie sie sich lange
in die Augen sahn
und
das war gut, und das war gut!
(April 2008, frei nach "La vida no vale nada" von Pablo Milanés, Cuba 1975. Dieser hat darin wiederum Anleihen gemacht bei "Camino de Guanajuato" von José A. Jiménez, Mexico)
Victor
Jara, dargestellt auf einem
Wandbild eines Restaurants in Nîmes
Was ist das nur für
ein Leben,
wenn wir es nicht dafür geben,
dass auch
Andere etwas haben
von dem was wir für uns erstreben?
Was
ist das nur für ein Leben,
wenn die Hilferufe wir hören
und
im Schlafe sie uns stören,
aber sie uns nicht mehr
bewegen?
Was ist das nur für ein Leben,
wenn
Menschen Menschen umbringen
und ich höre nicht auf zu
singen
so als würde ich nichts drum geben?
Was
ist das nur für ein Leben,
wenn ich Sterbende schreien
höre
und mein Herz ist zu kalt und leer
um ihren
Schrecken noch wahrzunehmen?
|: Was ist das nur für
ein Leben,
wenn wir sehn, wie unsere Welt
eingeschränkt
ist auf unser Geld
und auf das, was wir dafür kriegen?
Was
ist das nur für ein Leben,
wenn Millionen im Elend
enden,
nur weil wir bei uns nichts verändern
und
betäubt im Spinnennetz kleben?
Was ist das nur für
ein Leben,
wenn das Leben nicht mehr wert ist
als der Preis
für einen Liter Benzin?
...
Was ist das nur für
ein Leben,
wenn die Augenblicke ich nicht
mehr genießen
kann und ich schließlich
im Bett mich dem Tod muss
ergeben?
Was ist das nur für ein Leben,
wenn ich
sage, ich könne nichts machen,
weil ich gebunden bin durch
die Sachen
die mir gehören und mich umgeben?
Ist
das Leben denn nichts wert? :|
Was ist das nur für
ein Leben!?
(2005, frei nach "As time goes by" von Herman Hupfeld, 1931 aus dem Film "Casablanca")
Berühmte Szene aus "Casablanca" (verfremdet)
Vergesst das bitte
nicht,
ein Kuss im Abendlicht,
die Augenblicke, seht,
das
Einfache im Leben zählt,
wenn Zeit vergeht.
Verliebte
sagen sich
noch stets: "Ich liebe dich"
solang'
die Welt sich dreht,
was immer auch die Zukunft bringt,
wenn
Zeit vergeht.
Lieder im Mondschein
rühren alle
Zeit
Herzen voll Hass,
voll Leidenschaft und Neid,
sie
braucht den Mann
und er Geborgenheit,
wer's leugnet, nichts
versteht.
Es geht seit alters her
der Streit um Lieb'
und Ehr',
um Leben oder Tod:
Verliebte braucht die Welt
solang
die Zeit vergeht!
(Adaptation
libre après "As time goes by" avec l'aide de
Maryse Pantanacce, 2012)
Il faut que vous sachiez:
Un
regard, un baiser,
un sourire engageant,
les choses
fondamentales s'imposent
au temps passant.
Et que
deux amoureux
se disent "je t'aime", on peut
partout
faire un pari,
qu'importe ce que sera la vie
au temps
passant.
Les clairs de lune
jamais démodés,
des
coeurs pleins d'haine
de passion, d'envie,
les femmes, les
hommes
ont encore besoin d'eux,
personne ne peut le
nier.
C'est le combat toujours
pour la gloire et
l'amour,
survivre ou mourir,
le monde aura besoin
d'amants
au temps passant.
(frei
nach einem Volkslied aus Haïti, dem ärmsten Land
Amerikas)
|: Dank, lieber Gott,
seht
nur, was uns die Natur gegeben hat.
Dank, lieber
Gott,
seht nur, wie unsere Not ein Ende hat.
:|
Der Regen fiel, der Mais gedeiht
und alle Kindermünder
werden satt.
Kommt, tanzen wir Congo,
kommt, tanzen wir
Mambo,
der liebe Gott im Himmel sagt,
dass unsre Not
vorbei
|: ist, unsere Not vorbei :| !
Kreolisch:
Mèci
bon Dié,
gadé tout çà, la naty poté
pou nou.
Mèci bon Dié,
gadé couman la
mizè fini pou nou!
La pli tombé, maï
poussé,
tout ti moun qui grand gout prâlé
mangé,
A nou dansé congo,
a nou dansé
mambo,
Papa bon Dié dit nan ciel
la mizè fini
pou nou.
Georges Brassens, Foto: Wikipedia
wurde
am 22. Oktober 1921 in dem südfranzösischen Fischereihafen
und Badeort Sète am Mittelmeer geboren. Der Vater Jean Louis
Brassens war ein kommunistischer Maurer und Kleinunternehmer und
seine Mutter Elvira Dagrosa eine fromm-katholische Italienerin. Er
atmete seit seiner Kindheit Musik: Bei jeder Gelegenheit wurde
gesungen; seine Mutter liebte lyrische Musik und Volkslieder, vor
allem die Melodien ihrer neapolitanischen Heimat, die sie auf der
Mandoline begleitete. Auf diesem Instrument lernte der kleine Georges
auch die Grundlagen des Gitarrespiels. Er hatte ein gutes
Musikverständnis und nahm interessiert am Musikunterricht teil.
Mit 14 Jahren fing er an, eigene Lieder zu schreiben. Als er mit 18
wegen einer Diebstahlsserie seiner Clique, an der er selbst nicht
direkt beteiligt gewesen sein soll (er erhielt gleichwohl eine
Bewährungsstrafe), das "Collège Paul-Valéry"
verlassen musste, zog er im Februar 1940 nach Paris, wo er bei seiner
Tante Antoinette Dagrosa wohnte und bis zum deutschen Einmarsch am
17. Juni 1940 Lehrling bei Renault war. Dann floh er unter
chaotischen Bedingungen für 3 Monate nach Sète, kehrte
aber wieder zu seiner Tante ins besetzte Paris zurück. Dort
verbrachte er die meiste Zeit in der Bibliothek mit dem Studium der
französischen Dichter. 1942 veröffentlichte er 13 Gedichte
unter dem Titel "à la venvole".
Er litt
darunter, dass er, wie er sagte, "nichts hatte und nichts
konnte". Im März 1943 wurde er von den Nazis vor die Wahl
gestellt, entweder als S.T.O.-Zwangsarbeiter (Service de travaille
obligatoire) nach Deutschland zu fahren, oder aber, auf fremde Hilfe
angewiesen, wie viele andere in den Untergrund zu gehen (die Mairie
des 14. Arrondissements hatte seinen Personalausweis und seine
Lebensmittelkarten als Pfand eingezogen). Er hatte in Paris aber kaum
Kontakt zur Resistance. Er bekannte später: "Ich wollte
aber auch nicht den Helden spielen, also bin ich gefahren... ich
hatte keine Angst". Er arbeitete ein Jahr lang im (inzwischen
abgerissenen) BMW-Flugzeugmotorenwerk in Basdorf nördlich von
Berlin. Im März 1944 nutzte er einen zehntägigen
genehmigten Heimaturlaub nach Paris, um sich bis zur Befreiung am 25.
August in der Wohnung von Jeanne Le Bonniec und ihrem Partner Marcel
Planche in der Impasse Florimont 9 zu verstecken. Sie wurden seine
Freunde fürs Leben und er blieb bei ihnen bis zum Tod Marcels,
1966. Er schrieb dort, katzenkraulend auf seinem Bett sitzenden, den
größten Teil seines Repertoires. Auf die 30 Jahre älteren
Jeanne und Marcel schrieb er sein berühmtestes Lied ("Chanson
pour l'Auvergnat") und auf ihre Ente "La cane de
Jeanne".
1952 hatte er seine ersten erfolgreichen
öffentlichen Auftritte im Pariser Cabaret der bekannten
Chansonsängerin Patachou, der er seine Lieder angeboten hatte.
Sie befand jedoch kurzerhand, dass diese viel besser von ihm selbst
vorzutragen seien und stellte ihn persönlich ihrem Publikum vor.
Zu seinen ersten öffentlich vorgetragenen Chansons gehörte
"Le gorille", ein Lied gegen die Todesstrafe, das bis 1955
in Frankreich Rundfunkverbot hatte. (In Frankreich gibt es bis heute
diese Zensur!) Bald folgten die ersten Plattenaufnahmen. In den 50er
und 60er Jahren wurde er zu einem der populärsten Vertreter des
französischen Chansons überhaupt. Politisch stand er, wie
auch sein Kollege Léo Ferré, den Anarchisten nahe. Um
sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hatte er Ende der 40er
Jahre gelegentlich als "Jo La Cédille", "Gilles
Corbeau" und "Pépin Cadavre" für die
Zeitung "Le Libertaire" der Fédération
Anarchiste geschrieben.
Er lebte eher zurückgezogen
und bevorzugte persönliche Freunde vor jedem Starrummel ("Les
copains d'abord"). Er wohnt auch nicht mit seiner 10 Jahre
älteren, estnischen Lebensgefährtin Joha Heyman zusammen,
die er 1947 kennen lernte und die er zärtlich (auf deutsch)
"Püpchen" nannte. Sie begleitete ihn zeitlebens auf
fast allen seinen Tourneen (Siehe "La non-demande en mariage"
und "Je m'suis fait tout p'tit"). Nach Erscheinen jeder
neuen Langspielplatte trat er jeweils einige Monate in Frankreich
auf. Im Ausland trat er zweimal in Luxemburg und je einmal in
Großbritannien (dieses Konzert erschien als einzige
Brassens-Live-Aufnahme) und der Schweiz auf. In dem Film Porte des
Lilas (deutsch: Die Mausefalle) von René Clair (1956) spielt
er den "Artiste" und singt dort auch einige seiner
Chansons, darunter "Porte des Lilas".
Die 70er
Jahre waren bereits von schwerer Krankheit überschattet. Er litt
an Nierenkrebs, wurde 1980 operiert und starb, gerade 60 Jahre alt
geworden, am 29. Oktober 1981 in Saint-Gély-du-Fesc in der
Nähe seiner Geburtsstadt. Er ruht gegenüber dem Museum
"Espace Georges Brassens" auf dem Friedhof "Le Py"
in Sète, nicht weit vom Strand, wie er sich in seiner
"Bittschrift, am Strand von Sète bestattet zu werden"
gewünscht hatte. Nach seinem Tod wurde ein Park in der Nähe
seiner Pariser Wohnung auf den Namen "Parc Georges Brassens"
umbenannt.
alle Copyrights an den Brassens-Werken sind
übrigens heute bei "Warner Chappell Music France"
gelandet. Ob das dem alten Anarchisten heute wohl gefallen wüde?
Brassens
chanté en allemand
Leobald
Loewe
published by:
ABSÄNGEREI
& BRASSENSERIE
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Gelsenkirchen
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©© 2013 Leobald Loewe